Vision und Inspiration

Best-of Concorso d’Eleganza Villa d’Este (Teil 2)

Photo Credit: BMW AG

Die Zukunft so zu gestalten, dass sie mit der zugegeben meist dick in Nostalgie gepackten Vergangenheit mithalten kann, ist eine Herausforderung, die nicht nur DesignerInnen kennen, wenn sie zum 167. Mal gefragt werden, warum unsere heutige Zeit keine Ikonen mehr hervorbringt. Betrachtet man die Sache etwas genauer, besteht aber ohnehin keinerlei Notwendigkeit, Vergangenheit und Zukunft gegeneinander auszuspielen. Dessen ist man sich auch beim Concorso d’Eleganza bewusst. Denn fast wie auf einem Zeitstreifen treffen beim renommierten Schönheitswettbewerb für Automobile am Comer See, historische Modelle und futuristische Concept Cars aufeinander, konkurrieren aber nicht miteinander.

An der Schnittstelle von Tradition und Zukunftsträchtigem bewegt sich auch Adrian van Hoydoonk (Head of BMW Group Design) – und zwar nicht nur, wenn er beim Concorso d’Eleganza von einem Fahrzeug zum nächsten spaziert. Schließlich steckt in jedem noch so futuristisch anmutendem Concept Car immer auch einiges an Markengeschichte. »Ich liebe es, hierher zu kommen und entdecke immer noch Details, Farben und Materialien, die ich vorher nicht kannte. Das ist sehr inspirierend. Gleichzeitig wollen wir, dass das auch in Zukunft so bleibt, deshalb bringen wir seit einigen Jahren moderne Concept Cars hierher und haben eine eigene Klasse für diese Fahrzeuge eingeführt, die vom Publikum bewertet wird. Es ist natürlich auch eine Herausforderung, wenn man ein modernes Design neben diese fantastischen klassischen Autos stellt. Aber ich habe auch gelernt, dass die Leute, die ihre Oldtimer zum Concorso d‘Eleganza bringen, Mobilität so sehr lieben, dass sie es sehr begrüßen, wenn sie sehen, dass die Flamme weiterbrennt«, erzählt uns van Hoydoonk im Interview. 

In diesem Sinne zeigte die BMW Group, unter deren Schirmherrschaft der traditionsreiche Concorso d’Eleganza Villa d’Este seit 1999 stattfindet, in diesem Jahr unter anderem das Konzeptauto BMW i Vision Circular sowie das Kunstprojekt »The 8 X Jeff Koons«. 

Eine Vision von konsequenter Nachhaltigkeit: Der BMW i Vision Circular 

Gleich zum Auftakt der Veranstaltung konnte man einen Blick in die Zukunft nachhaltiger, urbaner (Premium-) Mobilität werfen. Im Park der Villa d’Este wurde der BMW i Vision Circular vorgestellt, ein Konzeptfahrzeug mit konsequenter Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und Luxus. Das Visionsfahrzeug wurde von Grund auf nach den Prinzipien der Circular Economy gestaltet und soll eine neue Benchmark in Sachen Ressourceneffizienz in der Produktion setzen. „Im Designprozess des BMW i Vision Circular haben wir Zirkularität von Beginn an konsequent mitgedacht. Daher ist dieses Visionsfahrzeug voller innovativer Ideen, die Nachhaltigkeit mit einer neuen und inspirierenden Ästhetik verbinden – wir nennen diesen Ansatz ‚Circular Design‘, erklärte Adrian van Hooydonk. Das Fahrzeug soll damit einen wichtiger Impulsgeber für das doch sehr ambitionierte Vorhaben der BMW Group darstellen, »der nachhaltigste Hersteller für individuelle Premiummobilität« zu werden.

 

Photo Credit: BMW AG

BMW i Vision Circular

»The 8 X Jeff Koons«: Ein Bild von einem Auto 

Im Rahmen eines exklusiven »Closed-Room-Events« konnten MedienvertreterInnen zudem einen ersten Vorab-Blick auf das Kunstprojekt »The 8 X Jeff Koons« werfen, welches seine offizielle Weltpremieren dann erst im Rahmen der Frieze Los Angeles im Februar 2022 feiern wird. Der vom renommierten amerikanischen Künstler Jeff Koons gestaltete Sportwagen ist eine Sonderedition, die Präzision, Raffinesse und Kunst miteinander verbindet. Die mehrschichtige Lackierung vereint geometrische Muster und künstlerische Elemente aus der Pop-Art in elf Farben und wird in insgesamt 285 Arbeitsstunden aufgetragen. Es ist nicht der erste BMW, der die Handschrift des Künstlers trägt – 2010 gestaltete er das BMW M3 GT2 Art Car, das am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teilnahm. Damals wusste man noch nicht, dass sich daraus eine länger anhaltende Verbindung ergeben würden. 

»Ich habe Jeff damals etwas besser kennengelernt und festgestellt, dass er Autos liebt. Mit seinem Art Car wollte er die Emotionen, die durch die Bewegung entstehen, ausdrücken. Seitdem sind wir in Kontakt geblieben«, erinnert sich Designchef Adrian van Hooydonk im Interview mit Chapter. Das Ergebnis dieser neuerlichen Begegnung von Kunst, Automobildesign und Technik wurde nun am Comer See präsentiert. Dass die Entscheidung auf die 8er Serie gefallen ist, hat sich einfach angeboten, wie van Hoydoonk erläutert. »Wir haben nie wirklich viel darüber nachgedacht, es schien eine logische Entscheidung zu sein, dass man das Top-End-Produkt mit einer so exklusiven Serie kombiniert.«

 

Photos: Enes Kucevic © Jeff Koons and BMW AG

The 8 X Jeff Koons

Der Austausch zwischen dem Künstler und dem BWM-Designteam fand dabei auf vielen verschiedenen Ebenen statt, wobei es eindeutige Berührungspunkte zwischen den beiden Welten gab. »Jeff Koons ist einer der bedeutendsten Künstler unserer Zeit, aber wenn man sich mit ihm unterhält, stellt man fest, dass viele der Werkzeuge, die er verwendet, weitgehend dieselben sind, die wir im Design einsetzen. Wir hatten also eine gute Basis, um über Kreativität, Gesellschaft, die Zukunft und all diese Dinge zu sprechen«, so van Hooydonk. Darüber hinaus empfand der BMW Group Designchef diese Gespräche als ungemein inspirierend, was vor allem an der optimistischen Zugangsweise des Künstlers lag. »Sein Optimismus und seine Leidenschaft haben mich daran erinnert, wie ich überhaupt in dieses Geschäft gekommen bin. Es begann als Hobby und plötzlich wurde es zu meinem Job. Wenn man Projekte wie dieses leitet, merkt man, dass es eigentlich etwas ganz Besonderes ist.«

Ein großer Unterschied zwischen den beiden Berufsfeldern liegt allerdings im Ausmaß der kreativen Freiheit, um die Adrian van Hooydonk Jeff Koons und andere KünstlerInnen dann doch ein wenig beneidet. Für viele KünstlerInnen sei es wiederum beeindruckend, dass von einer kreativen Arbeit Millionen Stück verkauft werden. Und schlussendlich ist es genau diese Verschmelzung von Ingenieurswissen und der Möglichkeit, etwas zu entwerfen, das weit über pure Funktionalität hinausgeht, die van Hooydonk an seinem Job so reizvoll findet. »Ich liebe diesen Job immer noch. Also möchte ich mich auch nicht beschweren.« [Red.]

 

Adrian van Hoydoonk (Head of BMW Group Design)

 

Hier finden Sie den ERSTEN TEIL UNSERES RÜCKBLICKS auf den Concorso d’Eleganza Villa d’Este 2021 mit einem Blick auf einige der diesjährigen Highlights aus den insgesamt über 50 historischen, automobilen Preziosen.