Keep it real

3daysofdesign in Kopenhagen, Pt. 1

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Image: Stefania Zanetti

Das Designfestival 3daysofdesign in Kopenhagen etabliert sich zunehmend als eine der international relevantesten Plattformen für zeitgenössisches Gestalten. Alljährlich im Juni verwandelt sich die dänische Hauptstadt in ein kreatives Zentrum. In Showrooms, Galerien, Hinterhöfen oder historischen Gebäuden entsteht ein offener Dialog zwischen Design, Architektur und Gesellschaft. Das diesjährige Festival stand unter dem Motto Keep it Real – ein Aufruf zu Authentizität, handwerklicher Qualität und menschlicher Verbindung in einer zunehmend digitalen Welt. Dabei zeigte sich einmal mehr: Kopenhagen ist nicht nur Gastgeber, sondern selbst Vorreiter für eine neue, verantwortungsbewusste Designkultur.

Danish Architecturee Center – Spacecon

Die neue Ausstellung Meet Me Here im Danish Architecture Center (DAC) widmet sich der Frage, wie wir in einer zunehmend digitalisierten Welt physische Nähe und echte Begegnungen wieder bewusst erleben können. Sie greift damit das diesjährige Festivalmotto Keep it real auf – einen Aufruf, Authentizität, Präsenz und zwischenmenschlichen Austausch neu zu schätzen.

Installation shot of Danish Design Center, from the exhibition Meet Me Here co-curatetd by SpaceconInstallation shot of Danish Design Center, from the exhibition Meet Me Here co-curatetd by Spacecon

In kuratorischer Zusammenarbeit mit dem Architektur- und Designstudio Spacon verwandelt sich das DAC in eine begehbare Installation, die dazu einlädt, über die Rolle von Raum, Körper und Aufmerksamkeit neu nachzudenken. Über fünf Ebenen hinweg wird erfahrbar, wie Architektur nicht nur Begegnungen ermöglicht, sondern sie aktiv begünstigt – durch das spontane Gespräch, die beiläufige Geste oder das bewusste Innehalten. Meet Me Here ist ein Plädoyer für das Analoge im besten Sinne: nicht als nostalgischer Rückblick, sondern als Bereicherung für unser soziales und sinnliches Erleben. Zu sehen vom 18. Juni 2025 bis 4. Januar 2026.

Fredericia – Nanna Ditzel – Bench for Two

Raum für Zwischenmenschlichkeit und einen Moment spontaner Begegnung bietet auch Nanna Ditzels ikonischer Bench for Two, deren Neuauflage von Fredericia in Zusammenarbeit mit A. Petersen präsentiert wurde. Ursprünglich 1989 entworfen, besticht die skulpturale Sitzbank durch ihre sanft zueinander geneigten Sitze, die zu stiller Kommunikation einladen, sowie ihr grafisches Rückenelement mit konzentrischen Kreisen und zentraler roter Markierung – direkt aus Ditzels spontanen Skizzen entstanden – ein Tribut an Ditzels Liebe zu kräftigen Farben und pulsierender Formensprache.

Neuauflage von Nana Ditzel's Bench for Two von FredericiaNeuauflage von Nana Ditzel's Bench for Two von Fredericia

Gefertigt aus massivem Ahornholz und feinem Furnier, bleibt die Bench for Two ein Musterbeispiel skandinavischer Handwerkskunst. Hergestellt in Dänemark, vereint sie technische Perfektion mit poetischem Ausdruck. Ergänzt wird sie durch einen exakt auf ihre Silhouette abgestimmten Tisch, der beide Elemente zu einem intimen Setting verbindet. Auch 30 Jahre nach ihrer Premiere bleibt die Bench for Two ein kraftvolles Statement zeitgenössischen Designs – aktuell, menschlich und voller Intention.

BassamFellows – Stehleuchte von Philip Johnson und Richard Kelly, 1953

Eine weitere Neuauflage bringt das Designstudio BassamFellows – 2003 vom australischen Architekten Craig Bassam und dem US-amerikanischen Kreativdirektor Scott Fellows gegründet – nicht nur die legendäre Stehlampe aus dem Jahr 1953 von Philip Johnson und Richard Kelly zurück, sondern präsentiert im Rahmen der Ausstellung Design / Dialogue by Ark Journal auch einen eigens entworfenen, freistehenden Glaspavillon. Ganz im Geist von Johnsons Glass House entsteht dabei ein Erlebnisraum, der das Zusammenspiel von Licht, Architektur und Umgebung erfahrbar macht.

BassamFellows Neuauflage der Stehleuchte von Philip Johnson und Richard Kelly, 1953BassamFellows Neuauflage der Stehleuchte von Philip Johnson und Richard Kelly, 1953

Die ursprüngliche Herausforderung für das inzwischen ikonische Glashaus, das ohne Innenwände auskommt, bestand darin, eine Beleuchtung zu entwickeln, die Spiegelungen vermeidet und zugleich auf Deckenleuchten verzichtet. Die Lösung war ein kraftvoller Lichtkegel vom Boden, der durch einen konischen Schirm sanft reflektiert wird und so eine warme, intime Atmosphäre erzeugt. Die minimalistisch gestaltete Leuchte wurde damit zur Blaupause moderner Lichtgestaltung – zeitlos und wirkungsvoll zugleich.

Lee Broom – Chant Portable Table Lamp

Der britische Designer Lee Broom präsentierte seine immersive Ausstellung From Here Now im historischen Asia House, das in diesem Jahr erstmals Teil der 3daysofdesign war. Inszeniert wie das verlassene Zuhause eines Weltreisenden, vermittelte die Ausstellung ein Gefühl von Entdeckung. Broom selbst beschreibt die Ausstellung als einen Moment des Innehaltens – ein Rückblick und zugleich ein Ausblick.

Lee Broom exhibition From Here Now at 3daysofdesignstudio shot of the Lee Broom Chant Portable Table Lamp in Clear Bronze

Zu sehen waren neu interpretierte Klassiker aus seinen Leuchtenkollektionen der vergangenen zehn Jahre, darunter die Orion in Antikmessing und die Crescent in geschwärztem Messing, sowie die Weltpremiere der tragbaren Tischleuchte Chant, inspiriert von Glasbausteinen der 1970er-Jahre. Im eigens eingerichteten Lee Broom Tea Room konnten Besucher:innen die neue Leuchte bei Tee und Gebäck erleben. [DM]

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