Jean Nouvel gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Architekten. Seine Bauten erstrecken sich über den gesamten Globus und sind in ihrem Stil dabei stets ihrer Umgebung und der gegebenen Situation angepasst. Ein kontextbezogener Architekturansatz, der den französischen Stararchitekten zu einem der einfallsreichsten seiner Zeit macht.
»It is not possible to always design the same. How to be different in each different place – that is the most important work and duty of the architect to find out«, fasst Nouvel die Herausforderungen seines Berufes zusammen. Eine Sichtweise, die ihm zahlreiche Projekte in amerikanischen und europäischen Metropolen bis hin zum Persischen Golf eingebracht hat. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen dabei die Fondation Cartier in Paris, der Torre Glòries in Barcelona, das Kultur- und Kongresszentrum Luzern, der Louvre Abu Dhabi oder der Torre Rosewood des Luxushotels Cidade Matarazzo in São Paulo.
Louvre Abu Dhabi, 2006 – 2017
In einem Gespräch mit Autor Philip Jodidio beschreibt der Architekt seinen Stil so: »Although I have said that I have no style, I do – it is a matter of the permanence of an intellectual attitude. I don’t think you can take a building of mine and put it anywhere other than where it is, and that is not the case for many architects. In each case, there is an element of history that is engaged in a building. It is a matter of care, or even love, for a place and for people. Each time, the result is to some extent unpredictable.«
Sein internationaler Durchbruch gelang Nouvel mit dem Bau des Institut du Monde Arabe in den Achtzigerjahren in Paris. Dieses Gebäude sollte gleichzeitig auch das erste zahlreicher Bauwerke werden, die den Architekten nachhaltig mit dem arabischen Kulturraum verbinden würde. Denn bis heute arbeitet Nouvel wiederholt an anspruchsvollen Projekten im Mittleren und Nahen Osten. So folgte nach der Fertigstellung des Doha-Towers 2012 und der Eröffnung des bereits erwähnten Louvre Abu Dhabi im Jahr 2017, 2019 die Eröffnung des National Museum of Qatar, ebenfalls in Doha. Aktuell arbeitet der Architekt am Bau des Sharaan Desert Resorts in der saudi-arabischen Wüste. Ein weiteres außergewöhnliches und äußerst ortspezifisches Projekt, bei dem das geplante Luxusresort, direkt in einen Felsen geschlagen wird. »I decided to put the entire program into the stone, as opposed to creating buildings alongside them. We are making holes in the stone with vegetal and other motifs. There is a willful ambiguity between what already existed and what was formed by history and the wind. It is an integral part of this project. It might not be evident where geology ends, and architecture begins«, so Nouvel über das Projekt, dessen Fertigstellung für das Jahr 2024 vorgesehen ist.
Die Neuauflage der Monografie Jean Nouvel by Jean Nouvel, erschienen im Taschen Verlag und durch 25 aktuelle Projekte ergänzt, dokumentiert das facettenreiche Lebenswerk des Pritzker-Preisträgers. Knapp 800 Seiten gewähren einen umfassenden Einblick in die Arbeit und den schier endlosen Ideenreichtum jenes Architekten, der sich durch seine Werke stets neu zu erfinden scheint. [MS]
Sharaan Desert Resort, Al-’Ula, Saudi Arabia 2018 – ongoing
Cidade Matarazzo – Torre Rosewood, São Paulo (Brazil) 2012 – 2022
Jean Nouvel by Jean Nouvel. 1981 – 2022, 784 Seiten Erschienen im Taschen Verlag.