In Bewegung

Architekturkonzepte des Wandels

© Christian Richters

TEXT ANDREAS K. VETTER | ERSCHIENEN IN CHAPTER №IX »WORK IN PROGRESS« – WINTER 2023/24

»Alles fließt« – eine der berühmtesten Aussagen der Geistesgeschichte, die wir Heraklit verdanken. Sie weist auf eine maßgebliche Wahrheit hin: dass nämlich alles Werden und Wandel ist, dass der Kosmos, die Natur, das Menschsein ohne ein permanentes Sich-Verändern nicht denkbar sind. Das gilt auch für das Bauen. Gestern noch hieß es beispielsweise, die Städte seien wegen des Wohnungsmangels zu verdichten – heute, nach einem trockenen Sommer, werden begrünte Resträume und Höfe zu Klimarettern. Bisher wuchsen Bürotürme in den Himmel, nun, nach der Pandemie, führt das Home-Office-Konzept vielerorts zum Umdenken. Dies zeigt: Bewegung ist in einer komplexen Welt lebensnotwendig und auch für die Gestaltung ein kreatives Instrument.

Es überrascht also kaum, dass darauf auch die aktuelle Architektur-Biennale in Venedig reagiert und laut ihrer Kuratorin Lesley Lokko als »Agent of Change« auftritt. Dies lässt sich – wie es typisch ist für kluge Definitionen – in mehrfacher Hinsicht verstehen. Inhaltlich geht es um die Wahrnehmung und neue Schlussfolgerungen aus bisher kaum behandelten Regionen der Baukultur, vor allem in Afrika. Und als Ausstellung soll sie sowohl »Moment« des Erlebens als auch »Prozess« sein und damit Wirkung zeigen. Letztere Gegenüberstellung bezieht sich nicht ohne Grund auf uns, die wir Anregungen und Exponate genießen aber auch den Diskurs suchen, der schließlich die Basis jeder Weiterentwicklung ist. An dieser Stelle aber beißt sich – wie so häufig festzustellen – die gelebte gesellschaftliche Wirklichkeit mit dem Konzept der Fachszene. Anders als es uns rationale und intellektuelle Überlegungen nahelegen, neigen wir demnach nämlich dazu,eher nach dem Statischen als nach dem Mobilen zu greifen, wenn es darum geht, unsere Lebenssituation zu gestalten. Kein Wunder, sind wir doch evolutionäre Nesthockende, brauchen demnach eine klare Bindung an einen Wohnplatz und existenzsichernde Planung. Insofern treffen viele der engagierten Aktionen, die sich mit dem »Wandel/Change« auseinandersetzen, insofern auf einen mindestens unbewussten Widerstand, der sich auf ebenjener Notwendigkeit einer sicheren Verortung gründet. Auffällig bei dieser Analyse ist sofort, dass sie sich lauter auch im architektonischen Feld üblicher Begriffe bedienen muss: Ort, Platz, Planung, Sicherheit. Auch hier wiederum kein Wunder, denn dort haben wir es mit Immobilien zu tun, die fest stehen und sichernde Räume ausbilden. Letztlich aber ergibt sich hieraus eine maßgebliche Konfrontation mit den Realitäten des Lebens, der Natur, der »conditio humana«. Dort dagegen herrscht nämlich stetiges Werden und permanentes Sich-Verändern. Doch das in die eigene Haltung und Daseinsgestaltung aufzunehmen, ist anstrengend und herausfordernd.

© ARCH+ / Summacumfemmer / Büro Juliane Greb

 

Die neue inklusive Zugangsrampe zum Deutschen Pavillon »Open for Maintenance«.

Wir Laien neigen also dazu, uns der Einfachheit sowie der Sicherheit halber lieber den Zuständen zuzuwenden, dem Statischen, und eben von einem Jetzt und einem Dann, von einem Vorher und einem Nachher zu sprechen. Wir wissen zwar um das Prozesshafte, das unser Leben prägt, arbeiten aber gerne mit definierbaren Einzelschritten: Idee, Entwurf, Verwirklichung – Resultat. Wollten wir also tatsächlich auf jene Einsicht reagieren, dass sich eigentlich alles in stetigem Wandel befindet, bedeutete dies, dass man jedes Mal, wenn es einem gerade gelungen ist, ein Faktum zu definieren und sich darauf mit seiner Planung einzustellen, es wieder relativierenmuss – als bloßen Durchgangszustand. Gleichzeitig sind wir begeistert von Weisheiten wie dem konfuzianischen »Der Weg ist das Ziel« oder Heraklits Diktum »Alles fließt« und genießen deren philosophische Tiefe. Ergo: Nehmen wir doch einfach einmal den Impetus der Biennale auf und befassen uns mit dieser Problemstellung, die zu signalisieren scheint, dass in nicht unmaßgeblicher Weise Bewegung vonnöten sei – in Venedig, der Stadt Vivaldis, würde man für diesen Appell eine aus der Musik bekannte Bezeichnung wählen: »con moto«. Indizienhaft bemüht sich darum in den Giardini der Biennale insbesondere der Deutsche Pavillon, indem er sich als »im Umbau« befindlich präsentiert. Wiewohl sorgfältig inszeniert, bietet sich den Eintretenden keine fixe Aussage an, thematisiert wird stattdessen die Zwischensituation, das Interim. Wer hineingeht, den empfangen Materialstapel. Nichts ist fertig – was auch immer der Plan gewesen sein sollte, die Ausstellung ist und bleibt eine Baustelle. Auch wenn eine der leitenden und durchaus konkret gemeinten Ideen dieser Inszenierung die Nutzung und der Umbau des Bestands im Sinne der Nachhaltigkeit ist, so betont sich dabei darüber hinaus aber auch das allgemeine Prinzip der kontinuierlichen Veränderung, nur eben nicht in einer gestalterisch kontrollierten Form. Es ist ja nur ein theoretisches Indiz in einem kuratorischen Raum, dessen Ziel in der Sensibilisierung und Motivierung der Zeitgenossen liegt.

© ARCH+ / Summacumfemmer / Büro Juliane Greb

 

»Im Umbau«: Der Deutsche Pavillon inszeniert Nutzung und Umbau des Bestands im Sinne der Nachhaltigkeit.

Welche Möglichkeiten aber hat Architektur selbst denn überhaupt, um auf das trotz aller baulichen Statik faktisch und universell wirksame Veränderliche einzugehen, den metabolischen Wandel, die Mobilität alles Lebendigen? Es geht ja heutzutage eben nicht mehr darum, den Menschen mit einem eigenen, vollversorgenden Stahlbetonkasten für ein selbstbezogenes Cocooning auszustatten, sondern ihn im und mithilfe des Bauwerks so zu versorgen, dass er möglichst verbunden bleibt mit seinem naturbezogenen Umfeld und dessen Eigenschaften. Aus ihrer eigenen Substanz heraus – also pragmatisch betrachtet – sind es sicher im großen Maßstab ihre temporären und ephemeren Bauten wie Stände, Pavillons oder Ausstellungs- und Festarchitekturen, in baulicher Hinsicht die beweglichen Elemente wie Türen und Fenster, ihr Umgang mit dem Licht, die Gänge als Verkehrswege und traditionell die nicht selten mit großer Sorgfalt disponierten Treppen. Ganz bewusst kommen diese als performative Auftrittsräume zum Einsatz wie bei barocken Schlossanlagen oder politischen Gebäuden, die gleichzeitig durch ihre verengende Wegführung und die damit verbundene und gleichsam erzwungene langsame Bewegung des Menschen zu »Katalysatoren« werden. So formuliert es einer der Gründer des dänischen Architekturbüros 3XN, Kim Herforth Nielsen. Für ihn erzeugt Architektur bestimmte Verhaltensformen, die in unserem Sinne auch Einfluss auf die humane Offenheit und intellektuelle Beweglichkeit der Menschen im Gebäude nehmen können. Das zentrale Treppenelement des von 3XN für Kopenhagen entworfenen sternförmigen UN-Gebäudes wird zum Indikator hierfür. Seine pointiert symbolhaft auftretende, tanzende Skulptur aus glänzendem schwarzen Stahl und Holz generiert eine besondere »Be-Wegung« im Baukomplex, die mit architektonischen Mitteln auf die Befindlichkeit der UN-Angehörigen einwirkt. »The staircase also forms the basis for dialogue, cooperation and informal meetings between the various UN organizations.«

Kulturhistorisch oder auch architekturtheoretisch betrachtet, bedeutet jene durch räumliche und formale Dispositionen erzeugte, zumindest aber angeregte Bewegung der Menschen im Kontext eines Bauwerks einen maßgeblichen Anteil an dessen Wirkmacht. Wie hier die aus unterschiedlichen Ländern stammenden Beschäftigten der UN sich in den schmalen Gangspuren der Treppe begegnen sollen, um auf informelle Weise in den Austausch zu geraten, so arbeiteten schon kultische Gestaltungskonzepte in der Antike mit dem Momentum des Mobilen, das beim Menschen unbewusst für Aufmerksamkeit und atmosphärische Teilhabe sorgt. Die Circumambulatio, also das Um-etwas-Herumlaufen, gehörte zu den archaischen Akten des Heiligens und Feierns und wurde mit der atemberaubenden Baukunst der klassisch-antiken Tempel Griechenlands wie dem Parthenon zum Höhepunkt geführt. Der Peripteros-Typ besitzt statt umfassender Mauern einen Säulenring, den die Gläubigen umkreisten. Im Falle des Athena-Tempels auf der Akropolis konnten sie dabei zusätzlich einen umlaufenden Fries sehen, der den berühmten Umzug der jährlichen Feierprozession wiedergab. Die Attraktivität des Gebäudes und seine kultische Aufladung bewegten folglich alle, die sich in seine Nähe begaben – sowohl physisch als auch emotional.

© 3XN, Foto: Adam Mørk

 

Zentrales Treppenelement des UN-Gebäudes in Kopenhagen, entworfen von 3XN. 

Ein Sprung vom 5. vorchristlichen Jahrhundert in die legendären 1920er Jahre führt diese Liste der mobilisierenden Ideen mit einem Planungskonzept des Schweizer Architekten Le Corbusier weiter, welches dieser eine »promenade architecturale« nannte. Dabei ging es ihm um ein ausgefeilt abwechslungsreiches Angebot an Wegen durch das Haus, die im Falle seiner Häuser und Villen wie der La Roche, Savoye oder Stein-De Monzie aus Gängen, Innen- und Außenrampen, Brücken und Wendeltreppen bestand. Auf ihnen soll man je nach Lust wandeln und wechselnde Eindrücke genießen können – on y va! –, gleichzeitig aber auch für eine spezifische Sensibilität gegenüber dem architektonischen Plan konditioniert werden. Übergeordnetes Ziel war es, gleichsam über das Bauwerk aufzuklären und souverän zu machen, die Menschen aber auch in eine neue Lebensqualität zu führen, die sich auf Corbusiers Ideal des »L’Esprit Nouveau« bezog – ein zukunftsweisendes Konzept, ausgerichtet auf einen »Neuen Geist«, mit dem man sich als dann kreativer und leistungsfähiger Mensch den Herausforderungen der Zukunft stellen könne. Der Wandel der Welt, den wir nicht aufhalten können, mit dem wir existentiell verbunden sind und den wir selbstverständlich mit beeinflussen, beschäftigte demzufolge die Avantgarde der Architekturszene auch schon vor hundert Jahren. Innerhalb des riesenhaften Portfolios aller seit damals gedachten und umgesetzten Entwürfe, die sich mehr oder weniger auf dieses interaktivierende Moment einlassen, gibt es – »Gott sei Dank«, könnte man sagen – immer wieder Ideen und Initiativen von visionärer, vielleicht sogar utopischer Kraft, wie man sie in der avantgardistischen Moderne oder den 1960er Jahren findet – wobei Coop Himmelb(l)aus Ausruf »Architektur muss brennen« sicher zu den konsequentesten Therapien zählt, die man einer uninspiriert tristen Baukultur wie derjenigen der damals dominierenden Nachmoderne in Bezug auf eine dringend notwendige Mobilisierung anempfehlen kann. 

Wer nun wach geworden ist und daraufhin ein wenig im Katalog der renommierten und tatsächlich auch umgesetzten Architekturkonzepte blättert, der stößt unter anderem auf ein kleines, jedoch bemerkenswertes Bauwerk, verwirklicht durch das Büro UNStudio im Jahr 1998 im niederländischen Het Gooi und durchaus eine der spannendsten Villen der Jahrtausendwende. Der Entwurf analysiert den Alltag eines grundsätzlich daheim arbeitenden Paares in ihrem Wohnhaus, notiert dessen topologischen Ablauf über 24 Stunden mit seinen jeweils raumzugeordneten Tätigkeiten in ein Diagramm und überführt dieses dann in eine möbiusband-artige Schlaufe, da sich ja der Nutzungsvorgang des folgenden Tages bruchlos anschließt. Hieraus ergab sich für diese Möbius House genannte Villa ein auf zwei Ebenen formiertes Gefüge – im Sinne einer Architekturbüro realisierte darin eine Sequenz von Zonen, welche im Wohnvorgang eine logische Abfolge von Orten anbietet, die man dann, passend zur jeweiligen Handlung und Verfassung, aufsuchen kann. Treppen und schlauchartige Räume ermöglichen im Sinne der kontinuierlichen Linien des Möbiusbandes einen durchgehenden Fluss der Nutzung. Ungeachtet ihres Zwangs zur stabilen konstruktiven Umsetzung in Beton und Glas, in der sich die Lebensweise des Paares baulich kristallisiert zu haben scheint, verhält sich die Architektur hier so, als wolle sie ein aufrichtiges Angebot machen: ein Biotop, das eben keinen rigiden euklidischen Kasten setzt, dessen baulogische Grenzflächen wir einfach zu akzeptieren haben, sondern eine Sphäre ausbildet, die versucht, auf die metabolischen Eigenschaften des Menschen, den permanenten unruhigen Wandel seines modus vivendi einzugehen.

© Eva Bloem

 

Baulich umgesetzter Tagesablauf: Treppen und schlauchartige Räume des Möbius House ermöglichen – im Sinne der kontinuierlichen Linien des Möbiusbandes – einen durchgehenden Fluss der Nutzung. 

Noch weiter, als dies einem der Ökonomie und funktionalen Vernunft zuzuordnenden Bauen gestattet ist, darf die Bildende Kunst denken – ihr Einbezug sei nun zur Verstärkung des hier diskutierten Aspekts erlaubt, sind wir doch auch von der kunstaffinen Biennale aus gestartet. Ein gutes Beispiel für die wirkungsvolle Arbeit mit extremen, provozierenden Positionen, die uns wie Coop Himmelb(l)aus »brennende Architektur« auch wirklich psychisch angehen, liegt in einem kreativen Angriff des niederländischen Künstlers Zeger Reyers auf die Küche als Inbegriff, als Topos des »Heims« vor. Die Performance »Rotating Kitchen« wurde 2009 zum ersten Mal umgesetzt, wobei Folgendes passierte: Ein großer Kasten ist in einem Ausstellungsraum auf einer Stahlkonstruktion installiert. In ihm befindet sich eine komplette funktionstüchtige Wohnungsküche. Nachdem eine Köchin die Küche benützt hat, um die vor ihr sitzenden Gäste der Performance zu bewirten, verlässt sie den kubischen Raum, woraufhin dieser beginnt sich langsam um eine schräg gesetzte Achse zu drehen, ohne Rücksicht auf die desaströse Veränderung, die jene anti-architektonische Rotation mit seiner Ausstattung und den Nahrungsmitteln anrichtet. Die Beteiligten erleben dies mit zunehmender innerer Aufregung, da sie das unvermeidliche Chaos, die Verschmutzung und letztlich auch partielle Zerstörung des ihnen emotional sehr vertrauten Ambientes schrittweise miterleben müssen. Dieser aufrüttelnden Irritation des routinierten Wohnens möchte Reyers eine übergeordnete Interpretation beifügen: »The world as a kitchen«. Für ihn also kommuniziert sich in jener Wandlung unserer privaten architektonischen Lebenssphäre ein allgemeiner Prozess, der durch uns nicht aufzuhalten ist und auch keine Rücksicht auf die menschlichen Pläne, Ordnungen oder Interessen nimmt.

© Zeger Reyers / Foto: Frank Eppler

 

Zeger Reyers, »Rotating Kitchen«, 2009, Installationsansicht: »Eat Art. Vom Essen in der Kunst«, Kunstmuseum Stuttgart, 2010

Auf ebenso effektive Weise vermag dies auch das zweite, hier vorgestellte Konzept: Auch dieses bewegt das Architektonische auf eine demonstrativ unrealistische, fast albtraumhafte Weise. Als Nutzende stoßen wir dabei an die Grenzen unseres gewohnheitsbasierten Umgangs mit dem gebauten Raum und seinen für uns eingerichteten Funktionen. Die im US-amerikanischen Ghent auf einer Wiese verankerte Installation ReActor besteht aus einem balkenartigen, rundherum verglasten Gehäuse, das frei beweglich wie eine kreisende Wippe auf einem Betonpfeiler sitzt. In ihm wurde eine voll funktionstüchtige Kleinwohnung arrangiert – längsgerichtet wie in einem Zugwaggon – in der sich ihre Konstrukteure, die Performance-Künstler Alex Schweder und Ward Shelley, tatsächlich temporär aufhalten. Allerdings besteht die Möglichkeit einer Schräglage von bis zu 30 Grad, die den Verbleib dort durchaus unangenehm werden lässt. Die beiden Männer müssen folglich einen gemeinsamen Lebensmodus entwickeln, der bei jeder Einzelbewegung im Haus das Kippmoment berücksichtigt. Die Architektur, die üblicherweise immer unproblematisch stabil steht, verursacht hier also die Notwendigkeit, dass die sie Nutzenden, in diesem Fall sind es die Künstler selbst, sich koordinieren, aufeinander ein-gehen beziehungsweise sich sogar in den anderen einfühlen, damit das immer prekäre Gleichgewicht erhalten bleibt – geht der eine nach links in Richtung des Balkons, muss der andere nach rechts außen, will er mittig in das Bad, reagiert der andere und geht in die auf gleicher Höhe liegende Küche – das seltsame Ferienhaus wird zum »agent provocateur« der Vorgänge in seinem Inneren. Beide Künstler genossen schließlich nicht nur die lustige Bewegung ihres Domizils, sondern ebenso auch die ungeplante menschliche Harmonisierung untereinander.

© Foto: Richard Barnes. Courtesy of Art Omi

 

Alex Schweder + Ward Shelley, ReActor, 2016

Was bleibt als Fazit? Schauen wir doch einmal, ob wir es nicht hinbekommen, eine Architektur zu entwerfen, die sich sensibel, verantwortlich und in möglichst symbiotischer Weise auf die sich dynamisch wandelnde Welt, die vitale Natur und den wechselhaften Charakter des Menschen einstellen kann. Und wer sich nicht ohne Verweis auf die Kulturgeschichte an diese Aufgabe machen möchte, dem sei abschließend Winston Churchills Bemerkung mitgegeben, mit der dieser sich immerhin 1943 in einer Debatte nach der Bombenzerstörung des House of Commons äußerte. Dabei plädierte er für den exakten Wiederaufbau der historischen Parlamentsarchitektur mit ihrem lebendigen Vis-à-vis der Parteien, da diese sich im Streben um eine demokratische Kultur des Miteinanders bewährt habe: »We shape our buildings and afterwards our buildings shape us.«