Sie gelten als Experimente, als Instrumente der Industrie, die Marktfähigkeit radikaler Designansätze zu testen und bieten die Möglichkeit, gewagte Neuheiten in einem risikofreien Umfeld zu präsentieren – Designstudien.
Wenn auch branchenübergreifend bekannt und gerne genützt, sind sie vor allem im Bereich der Mobilität häufig zu finden. Auf den Automessen dieser Welt wird dem Publikum durch Concept Cars die Zukunft der Mobilität in kleinen Dosen serviert. Technische Neuheiten werden in einem nicht selten futuristischen Styling präsentiert und dehnen unseren Begriff des bislang für möglich Erachteten. Einige von ihnen bestehen die Massentauglichkeits-Tests nicht, oder sind ohnehin »nur« Illustrationen von Visionen, und werden somit von den kritischen Augen der Öffentlichkeit in das Universum der ewigen Prototypen gesandt. Andere wiederum schaffen den nächsten Schritt in Richtung Serienproduktion.
Concept Cars gelten für Automobilhersteller als richtungsweisend und vereinen meist eine Kombination an speziellen Features, die aber auch unabhängig voneinander für eine eventuelle Entwicklung berücksichtigt werden. Eigenschaften, die bei der Öffentlichkeit Anklang finden, werden in manchen Fällen übernommen und ausgebaut, andere verworfen. So haben sich viele der heute gängigen Funktionen von Serienfahrzeugen einem solchen Kompatibilitätstest mit der breiten Öffentlichkeit stellen müssen.
In unserer dreiteiligen Serie »Zurück in die Zukunft« präsentieren wir eine Auswahl der spannendsten Konzeptfahrzeuge der letzten 50 Jahre und tauchen in eine Welt ein, in der nichts unmöglich scheint. Denn realisiert oder nicht, eine Sache haben sie alle gemeinsam: Sie sind Innovation in Reinform, beflügeln unsere Vorstellungskraft und bringen uns der Zukunft Stück für Stück näher.
1970 Ford Mustang Milano
Der auffallende Zweisitzer war einer von fünf Ford Divison Show Cars, die von der Ford Motor Company für die Autoshows im Jahre 1970 entworfen wurden. Der Ford Mustang Milano definierte die Züge der kommenden Mustang Generationen deutlich mit. So findet man Elemente wie das Schrägheck in später entwickelten Serienfahrzeugen wieder. Die großen Rücklichter des Ford Mustang Milano indizierten die typischen drei Phasen der Fahrt: Bei Beschleunigung leuchteten diese grün, beim Ausrollen gelb und bei einer Bremsung rot auf. Außergewöhnlich ist hier zudem die violette Farbgebung, die in verschiedenen Nuancen nicht nur das Äußere, sondern auch das Innere des Milano definiert – nicht zuletzt durch den lilafarbenen Mohair Teppich, der diesem Modell noch einen zusätzlichen Touch von Extravaganz verleiht.
1988 Pontiac Banshee IV
Der 1988 präsentierte Pontiac Banshee IV war Teil einer Serie von vier Konzeptfahrzeugen, die bereits 1964 mit dem Pontiac Banshee I seinen Anfang fand. Wie seine Vorgänger wurde der Pontiac Banshee entwickelt, um neue Designelemente im Bereich des Interiors und Exterieurs zu etablieren und diese in weiterer Folge bei Serienproduktionen abgeändert zu verwenden. Formelemente wie zum Beispiel die Heckgestaltung wurden aufgegriffen und modifiziert und konnten später beim Pontiac Firebird und Pontiac Trans wiedererkannt werden.
1989 Ferrari Testa d’Oro
Für die Karosserie dieses außergewöhnlichen Konzeptfahrzeuges zeigte sich der deutsche Industrial Designer Luigi Colani, der für seine bahnbrechende, futuristische Formgebung bekannt ist, verantwortlich. Mit 750 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von rund 350 km/h wurde der Testa d’Oro allerdings nicht für den täglichen Gebrauch erstellt, sondern mit dem Ziel, das schnellste, straßenzugelassene Auto zu sein. Auch wenn dieser besondere Ferrari sein Ziel bei der Bonneville Speed Week 1991 knapp verpasst hat, ist der Eindruck, den er hinterließ, ganz gewiss ein bleibender.
1991 Mercedes-Benz C 112
Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA in Frankfurt wurde 1991 das damals neueste Konzeptfahrzeug von Mercedes-Benz, der C 112, präsentiert. Das Ziel dieses Hochleistungssportwagens war vor allem die Erprobung aktiver Fahrdynamiksysteme. Technische Highlights dieser Designstudie waren unter anderen die Implementierung der Active Body Control (ABC), welche eine stabilere Straßenlage gewährleistete, sowie die automatische Reifendruckkontrolle. Von den enormen Entwicklungen in puncto Sicherheit und Stabilität sollten später auch die Mercedes-Personenwagen der Großserie profitieren. Geht es ums Exterieur stechen ganz klar die Flügeltüren besonders ins Auge, die seit den Fünfzigerjahren als Symbol für Sportwagen aus dem Hause Mercedes gelten.
1994 Ford GT90
Der 720 PS starke und 407 km/h schnelle Zweisitzer von Ford ist ein wahres Supercar der Neunzigerjahre. In nur sechs Monaten wurde das Konzeptfahrzeug mit einem Budget von rund drei Millionen Dollar entwickelt. Obwohl auch beim GT90, ganz in Concept Car-Manier, alle Zeichen auf Zukunft standen, bediente man sich bei der Gestaltung dieses Modells an Inspirationsquellen aus der Vergangenheit. Mit Design Referenzen zu dem 30 Jahre früher entwickelten GT40 wollte man dessen Look ehren und den Klassiker zeitgenössisch interpretieren. Der Ford GT90 definierte die »New Edge Design«-Philosophie von Ford entscheidend mit. Diese fand mit dreieckigen Elementen, einer sachlichen Linienführung und großen Flächen in den folgenden Jahren Anwendung in Serienmodellen des Herstellers. [MLS]