Sie gilt als Herzstück der Marke und setzt seit über 75 Jahren Maßstäbe für Limousinen der oberen Mittelklasse: die Mercedes E-Klasse. Nun schlägt Mercedes-Benz ein neues – und eventuell sogar letztes – Kapitel der traditionsreichen Business-Limousine auf. Chapter war bei der Fahrzeugpräsentation und Testfahrt in Wien dabei.
Soviel vorweg: Mit der nunmehr elften Generation der Baureihe schafft es Mercedes erneut seine Klassiker-Businesslimousine auf ein neues Level zu heben. Mit gewohnt harmonischen Proportionen und der von schlichter Eleganz getragenen Marken-Designphilosophie der »Sinnlichen Klarheit«, welche die Gestaltungsprinzipien aller Modelle der Mercedes-Benz Group definieren soll, begeistert die neue E-Klasse gleich auf den ersten Blick. Im klassischen Drei-Box-Limousinen-Design entworfen, folgt einem kurzen vorderen Überhang und der langen Motorhaube die weit nach hinten versetzte Insass:innenkabine. Abgerundet wird dieses »Cab-Backward«-Design vom ausgewogenen Überhang hinten. Ein visuell angenehm wohlproportioniertes Auto, dessen harmonische Gestaltung in der Seitenansicht ganz besonders gut zur Geltung kommt. Zusätzlich erhält das Fahrzeug aber insbesondere durch die beiden separaten Charakterlinien an der Seite auch eine klare sportlich-dynamische Note.
Das Design der neuen E-Klasse vereint aber auch die Tradition eines Klassikers mit der Innovation avantgardistischer(er) Modelle der elektrifizierten Mercedes EQ-Reihe: So verbinden schwarze Panel-ähnliche Flächen den Kühlergrill mit den Scheinwerfern, eine optische Anleihe an ebenjene EQ-Serie. Der dreidimensional gestaltete Kühlergrill ist je nach Ausstattungslinie progressiv oder klassisch ausgeführt, LED High Performance-Scheinwerfer sind serienmäßig, während »Digital Light« als Sonderausstattung mit oder ohne Projektionsfunktion erhältlich sein wird. Alle Scheinwerfer-Varianten überzeugen in jedem Fall mit einem ausdrucksstarken Tag- als auch Nacht-Lichtdesign. Als besonderer Akzent am Heck sind die zweiteiligen LED-Leuchten nicht nur mit neuer Kontur sondern auch mit durchaus auffälligem Sternoptik-Design ausgestattet – kann man mögen, muss man aber nicht.
Beim Interieur-Design prägt selbstverständlich der immense MBUX Superscreen das Erscheinungsbild und bildet das Zentrum des interaktiv-digitalen Erlebnisses. Ist die E-Klasse mit dem optionalen Beifahrer:innen- Bildschirm ausgestattet, erstreckt sich die große Glasfläche des MBUX Superscreens bis zum Zentral-Display. Optisch losgelöst davon befindet sich im Sichtfeld der Fahrer:in das zusätzliche Fahrer:innen-Display. Die Modelle ohne Beifahrer:innen-Display besitzen ein großes Zierteil, das sich bis zur Mitte erstreckt. Optisch abgekoppelt scheint das Zentral-Display über der konkav geformten Oberfläche dieses Zierteils zu schweben.
Den vorderen Bereich der Instrumententafel durchzieht das Lichtband der so genannten Ambientebeleuchtung, welche man ja schon aus anderen Modellen kennt. In einem großen Bogen führt es von der Frontscheibe an den A-Säulen vorbei in die Türen und lässt einerseits ein großzügiges Raumgefühl entstehen und bietet Fahrer:in und Insass:innen andererseits die ja immer wichtiger werdende Individualisierbarkeit des Fahrzeugs. Je nach Stimmung und Situation, von entspannenden, gedeckten Farbtönen bis hin zum funky blinkenden »Disco-Modus«, »Soundvisualisierung« genannt.
Was die Optik verspricht, hält dann auch das wirklich eindrucksvolle Entertainment-, Komfort- und Fahrassistenzangebot: Digitale Innovationen wohin man auch blickt, vom digitalen Fahrzeugschlüssel bis zur Installation von Drittanbieter Apps (ermöglicht unter anderem Videostreaming am Beifahrer-Display, das Teilnehmen an Videokonferenzen und vieles mehr). Vielfältige und teils auch sehr außergewöhnliche Programme für das Wohlbefinden der Insass:innen (»Anti-Reisekrankheit-Programm«) oder KI-Learning, das Routinen der Insass:innen lernt und sodann zusehendes automatisiert, sowie zahlreiche neue oder weiter entwickelte Fahrassistenzsysteme machen die neue E-Klasse auf eindrucksvolle Weise noch komfortabler, intelligenter, und sie erreicht tatsächlich eine neues Level der Digitalisierung, Personalisierung und Interaktion.
Und da auch Redakteur:innen eines Designmagazins gerne komfortabel über – in diesem Fall ostösterreichische – Landstraßen gleiten und sich am agilen Fahrverhalten erfreuen, sei auch hierauf noch kurz Bezug genommen: Die neue E-Klasse erlebten wir als schwebende Komfort-Suite mit nicht nur hervorragendem, präzisen Fahrverhalten, stabilem Geradeauslaufen sondern vor allem auch feinfühlig ansprechender Federung, selbst bei holprigem Terrain. Fahrschemel (vorn) und Achsträger (hinten) entkoppeln Fahrwerk und Karosserie merklich und effizient gegenüber Schwingungen und Geräuschen. Sechs Motorvarianten gibt es, wobei die Hälfte der Motorisierungen Plug-in-Hybride mit Reichweiten von rund 100 Kilometern sind.
Wenn man am Zenit ist, wenn es am schönsten ist, soll man aufhören, heißt es. Und angeblich soll die nun präsentierte elfte Generation der E-Klasse auch die letzte ihrer Art auf Verbrenner-Plattform sein – der vollelektrische EQE wird zukünftig übernehmen. »Sag zum Abschied leise Servus«, sang der legendäre Wiener Entertainer Peter Alexander in einem seiner bekanntesten Hits. Womöglich nicht unpassend also, dass ausgerechnet in der österreichischen Hauptstadt diese ikonische Limousine bei ihrer Präsentation nochmals eindrucksvoll glänzen konnte. [CS]
