Text von Andres Damm
Champagner der Marke Salon lässt als einer der exklusivsten Schaumweine überhaupt weltweit die Herzen von Kennern und Kennerinnen höherschlagen. Dagegen wird man den Champagner in Musikvideos von Rappern oder auf der Weinkarte hedonistischer Beachclubs wohl kaum finden, denn so vornehm das Getränk selbst ist, so vornehm ist auch seine Zurückhaltung in der Außendarstellung.
Nicht nur aufgrund seiner sehr kleinen Stückzahlen ist der Champagner Salon trotz seiner Qualität deutlich weniger bekannt als so manch anderer Hersteller. Da die Nachfrage stetig das Angebot übersteigt, verzichtet das Haus auf aufwendige Werbe- und PR-Aktionen. Die internationalen Liebhaber und Liebhaberinnen schreiben sich schließlich auch so schon auf Wartelisten ein, um eine der begehrten Flaschen zu erhalten.
Doch was macht diesen Champagner so einzigartig? Zum einen ist es das bedingungslose Bekenntnis zu höchster Qualität, so entstehen von dem Champagner pro Dekade im Schnitt nur drei Jahrgänge, da die restlichen Ernten schlichtweg als nicht gut genug befunden werden. Und selbst in diesen auserkorenen Jahrgängen werden die Trauben so strikt ausselektiert, dass oftmals nur wenige Flaschen abgefüllt werden können. Der Salon ist ein »Blanc de Blancs Cuvée«, also eine Komposition, in der ausschließlich verschiedene Chardonnay Trauben verarbeitet werden.
Die aussortierten Trauben werden übrigens nicht etwa entsorgt, schließlich sind auch diese noch aus sogenannter »Grand Cru Lage« und somit wohl besser als die meisten anderen Champagnertrauben, die gleichzeitig geerntet werden. Salon überlässt sie dem Schwesterhaus Delamotte zur Verarbeitung.
2008 ist aktuell der jüngste erhältliche Jahrgang, der für gut genug befunden wurde, um als Salon in die weite Welt entlassen zu werden. Mit dem Salon Cuvée ‚S’ wurden bei dem Luxuslabel selbst für die eigenen Maßstäbe neue Richtlinien in Sachen Exklusivität gesetzt. Lediglich 8.000 Magnumflaschen wurden abgefüllt um im September 2019 in den Handel zu kommen. Zum Vergleich: Jeder Jahrgang eines Dom Pérignon hat eine Millionenauflage, bei Salon sind bei anderen Jahrgängen bereits um die 60.000 Flaschen eine verhältnismäßig große Produktion.
Auch bei der Reifung lässt man sich bei Salon zugunsten der Qualität deutlich mehr Zeit als die Konkurrenz. Während für Jahrgangs-Champagner gesetzlich nur drei Jahre Reifung vorgeschrieben sind, lagert ein Salon zwischen zehn und zwölf Jahren in den Kellern des Traditionshauses.
Dass soviel Exklusivität seinen Preis hat, versteht sich von alleine. Der 2008er wurde ausschließlich im Set mit je einer Flasche der anderen Jahrgänge der Dekade angeboten, zum Preis eines Kleinwagens. Allen, die diesen Preis absurd finden, sei gesagt, die bessere Investition ist sicherlich nicht das Auto, sondern der Champagner, denn nahezu alle Jahrgänge von Salon sind mit den Jahren in ihrem Wert gestiegen. Welche Automarke kann das schon von sich behaupten? Aktuell ist der so strikt limitierte Jahrgang 2008 allerdings ohnehin bereits ausverkauft, der nächste Jahrgang, der abgefüllt wurde, ist der 2012er, bisher wurde allerdings noch kein Verkaufsdatum kommuniziert.
Irgendwie naheliegend, dass eine Preziose in dieser Liga auch eine nicht unaufgeregte Historie zu bieten hat. Salon Champagner wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Eugène-Aimé Salon kreiert und zwar aus dem durchaus ignoranten wie auch naheliegenden Bedürfnis, für den Eigenkonsum das beste Produkt zu erschaffen. Dabei war Salon ein echter Pionier in der Herstellung des Blanc de Blancs, von der Idee getrieben, dass ein Champagner aus purem Chardonnay einen besonderen Reiz haben muss. Die erste Flasche wurde 1905 abgefüllt, erst 1928 konnte sich der Firmengründer dann dazu durchringen, den edlen Tropfen mit dem Rest der Welt zu teilen. Dieser Jahrgang ist heute so gut wie nicht mehr erhältlich, es sei denn, ein privater Sammler würde sich dazu durchringen, seine Flasche zu veräußern.
Als nach dem Zweiten Weltkrieg ein junger französischer Soldat den Weinkeller von Adolf Hitlers Landhaus am Obersalzberg inspizierte, fand er dort hunderte von Flaschen genau dieses Jahrgangs. Der Soldat, Bernard de Nonancourt, gründete wenige Jahre später das Champagnerhaus Laurent-Perrier, zu dem seit dem Jahr 1988 auch Salon und das Schwesternhaus Delamotte gehören.