What the Heck?


Chapter »Road Stories«: Polestar 4

Polestar 4 Design Chapter

Polestar bricht mit Konventionen: Der neue Polestar 4 verzichtet auf eine Heckscheibe – womöglich ein technischer Fortschritt, in jedem Fall jedoch eine gestalterische Zuspitzung, ein Statement. Während andere Hersteller auf vertraute Designmuster setzen, treibt die schwedische Elektromarke die Idee eines futuristischen Fahrerlebnisses konsequent voran – mit extravaganten Lösungen im Exterior wie auch Interior.

Polestar hat sich klar emanzipiert. Als Performance-Ableger von Volvo gegründet, leuchtete in den Scheinwerfern der ersten Polestar-Modelle noch klar und deutlich »Thors Hammer« – ein typisches Designmerkmal der Muttermarke. Beim neuen Polestar 4  wird die Volvo-typische Lichtsignatur jetzt, wie durch einen Axtschlag, sauber zerteilt – die Scheinwerfer bestehen nun aus zwei unabhängigen, L-förmigen Elementen. Noch sichtbarer wird die Abspaltung von Volvo am Heck: Wer im Polestar 4  zum Rückspiegel greift, um ihn zu justieren, merkt schnell, dass das nicht nötig ist. Weder die Kopfstützen der Rückbank noch die schräge Heckscheibe erschweren die Sicht. Stattdessen ist da eine klare Monitoransicht, denn die Heckscheibe wurde gewissermaßen durch eine Kamera ersetzt. Dadurch entsteht auf der Rückbank ein völlig neues Raumgefühl, ein Weltraumgefühl.

Polestar 4 Design Chapter

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Das Glasdach zieht sich bis hinter die Kopfstützen der Rückbank und lässt den Innenraum so geräumig wirken, wie er ist. Sogar die Rücksitze lassen sich elektrisch nach vorne oder hinten neigen und das geschlossene Heck vermittelt ein Gefühl von Sicherheit. Als Passagier auf der Rückbank fühlt man sich fast wie in einer Raumkapsel – bei Dunkelheit wird diese Atmosphäre nochmal verstärkt.

Kleine Sterne funkeln in der Türverkleidung, und die Ambientebeleuchtung ist farblich von den Planeten unseres Sonnensystems inspiriert. Minus 65 Grad Celsius stehen auf dem zentralen Touchscreen. Zum Glück hat das weder Einfluss auf die Außen- noch die Innentemperatur. Nur die Beleuchtung schimmert jetzt rötlich und auf dem Bildschirm dreht sich der Mars. Wischt man mit dem Finger nach links, landet man auf Planeten wie dem Jupiter oder Saturn. Sogar die Sonne ist möglich. Der Polestar 4 passt dabei die Lichtfarbe der Ambientebeleuchtung an den jeweiligen Planeten an. Noch mehr Raumkapsel-Feeling kommt beim Ampelstart auf.

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Three, Two, One, Lift-Off. Die Beschleunigung fühlt sich an wie ein Raketenstart. Auf trockener Fahrbahn, in der teureren Allrad-Ausführung und mit den richtigen Reifen erreicht diese Raumkapsel auf Rädern in 3,8 Sekunden Tempo 100. Erst bei 200 Kilometern pro Stunde ist Schluss. Wer sich lieber für entspanntes Gleiten und Heckantrieb entscheidet, kann bis zu 620 Kilometer ohne Ladestopp schaffen. Grund für diese hohe Reichweite ist das aerodynamische Design der Karosserie. Der Luftwiderstandsbeiwert liegt bei 0,261. Damit ist der Polestar 4 besser als alle bisherigen Modelle der Marke. Zusammen mit seinem futuristischen Design macht ihn das zu einem außergewöhnlichen Elektroauto.

Polestar 4 Design Chapter

Auch das Design des Polestar 4  gefällt direkt – eine elegant fließende, sportliche Silhouette mit sanft abfallendem Dach. Bündige Türgriffe, rahmenlose Fenster sowie breite Schultern und kraftvolle Proportionen verleihen dem Fahrzeug eine dynamische Präsenz. Schlanke, durchgehende LED-Rückleuchten ziehen sich über die gesamte Breite des fensterlosen Fahrzeughecks. Solche Design-Elemente gibt es auch bei anderen Herstellern, aber das geschlossene Heck ohne Scheibe und das Raumschiff-Innenraumdesign des Polestar 4 sind bisher einzigartig. Besonders sind auch die Polestar-typischen Beschriftungen hinter den Radkästen, auf den Sitzen und Fußmatten. Sie geben Informationen zu den verwendeten Materialien oder den technischen Daten. Viele Teile im Polestar 4 bestehen nur aus einem einzigen Material, sogenannten Monomaterialien, und lassen sich dadurch später besser recyceln. Einige Elemente bestehen bereits aus recyceltem Polyester, PET oder Nylon (ECONYL). Stolz ist die Marke auch auf den kleinen CO₂-Fußabdruck des Fahrzeugs.

Polestar 4 Design Chapter

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Für die Produktion in der chinesischen Hangzhou Bay werden laut Hersteller nur zwischen 19,9 und 21,4 Tonnen CO₂ pro Fahrzeug ausgestoßen. Wer mit Ökostrom fährt, wird auch während der Fahrt kein CO₂ mehr ausstoßen. Trotzdem könnte der Polestar 4 sparsamer sein: Auf einer ersten Probefahrt über Landstraßen und Autobahnen lag der Verbrauch bei fast 23 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Damit wären rechnerisch immer noch über 400 Kilometer am Stück möglich, also ein Roadtrip von München bis nach Frankfurt ohne Ladepause. Zum Vergleich: Der Hyundai IONIQ 6 kommt ähnlich weit, aber das mit einem fast 25 Prozent kleineren Akku. Eine Sache hat der Polestar 4 ihm trotzdem voraus: Mit nur einer Fingerbewegung auf dem Touchscreen befördert er die Insassen zum Mars. Nach einer Heckscheibe fragt dann niemand mehr, denn es ist allen klar: Dieses Elektroauto hat den Blick nur nach vorne, in die Zukunft gerichtet. [FJS]