Wir schreiben das Jahr 1870, die portugiesischen Naturforscher Roberto Ivens und Hermenegildo Capelo brechen zu ihrer ersten Expedition nach Afrika auf, um den ihnen noch unbekannten Kontinent einmal zu durchqueren, von der Küste Angolas gen Osten bis nach Mosambik. Auf ihrer Reise fertigen sie Zeichnungen von exotischen Tieren an und entdecken bislang völlig unbekannte Pflanzen und Fossilien – zu jener Zeit ein Meilenstein in der Naturforschung. Seit vergangenem Jahr huldigt nun ein luxuriöses Hotel mitten in Zentrum Lissabons dem Entdeckungsgeist von Roberto Ivens und Hermenegildo Capelo, und zwar bei aller Eleganz auf aufregend verspielte Art und Weise.
Schon beim Betreten der opulenten Lobby kann man unmittelbar erkennen, dass Roberto Ivens nicht nur Namensgeber für das Hotel The Ivens war, sondern man sich auch im Stil von seinen und Capelos Reisen inspirieren ließ. Tropische Pflanzen in wuchtigen Töpfen oder stilisiert auf kräftig-farbigen Stoffen und Tapeten, schwer anmutende Möbel, Gemälde und Vintage-Fotografien von afrikanischer Flora und Fauna sind hier allgegenwärtig. Mit seinem glamourösen Maximalismus lädt The Ivens dabei seine Gäste auf ihre ganz eigene Erkundungsreise ein, trotz der recht überschaubaren Größe der öffentlichen Bereiche könnte man vermutlich Tage damit verbringen, die verschiedenen Dekorationsobjekte, die sich in Lobby und Rezeptionsbereich befinden, zu studieren.
Im starken Kontrast zum ersten Eindruck der Opulenz findet man nach dem Einchecken auf dem Zimmer dann eine deutlich minimalistischere Stilwelt vor. Farblich wurde auf sanft-helle Naturtöne gesetzt, das dominierende gestalterische Element scheint tagsüber das durch die übergroßen Fenster in die Räume fallende Sonnenlicht zu sein.
Die Kombination aus Maximalismus in den öffentlichen Bereichen und Minimalismus auf den Zimmern und Suiten ist wohl nicht nur in Lissabon ein echtes Alleinstellungsmerkmal für das Hotel. Opulente Grand Hotels auf der einen Seite und kühl-minimalistische Designtempel auf der anderen – normalerweise muss man sich bei seinem Aufenthalt für einen der aktuell in der Hotellerie vorherrschenden Stile, die so gänzlich gegensätzlich sind, entscheiden. Im The Ivens kann beides kombiniert werden. Abends der Whiskey im Kristallglas am dunklen Mahagonikamin in der Lobby und am nächsten Morgen dann das Frühstück im Bett, umgeben von zurückhaltenden Beige-Nuancen und den sanften Strahlen der portugiesischen Vormittagssonne.
Unter der lokalen Bevölkerung Lissabons ist The Ivens innerhalb kürzester Zeit zum Hotspot avanciert, es herrscht durchaus internationales Flair, doch offenkundig lunchen hier auch Geschäftsleute aus den umliegenden Büros und Boutiquen, und auch nachts an der Bar merkt man auf angenehme Art und Weise, dass hier neben Hotelgästen aus der Fremde auch Lisboetas den Tag bei einem Drink ausklingen lassen.
Das Restaurant des Hotels, Rocco, ist dabei in drei Teile untergliedert. Die auf Meeresfrüchte und Krustentiere spezialisierte Crudo Bar, eine imposante Cocktail Bar sowie das Hauptrestaurant mit Schwerpunkt auf italienische Küche. In allen drei Bereichen pulsiert das Leben, auch unter der Woche. Dabei kommt dem Hotel neben seinem speziellen Design wohl auch seine privilegierte Lage zugute. Obwohl The Ivens in einer Straße abseits des großen Trubels von Lissabon liegt, sind eine der größten Einkaufsstraßen der Stadt, die Oper, das zeitgenössische Museum Museu Nacional de Arte Contemporânea do Chiado und diverse Spitzenrestaurants nur einen Steinwurf entfernt.
The Ivens nennt sich selbst augenzwinkernd »Explorer Hotel«, der Gast soll auf Entdeckungsreise gehen. Eine Mission, die man hier gerne annimmt. Ivens und Capela ließen ihrem ersten Trip nach Afrika übrigens noch diverse weitere Exkursionen auf dem Kontinent folgen, insofern würden mehrere Besuche des Hotels The Ivens für eigene Exkursionen also durchaus auf einer guten Tradition aufbauen. [AD]