»Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg«, lautet eine oft bemühte Redewendung. Und nach besagtem Weg wurde, der außergewöhnlichen Situation geschuldet, im letzten Jahr wohl insbesondere in digitalen Sphären gesucht. So auch Lynk & Co – als eines der ersten Automobilunternehmen lud die Marke, die zum chinesischen Automobilhersteller Geely gehört, zur digitalen Testfahrt ihres Modells 01 ein.
Bequem von der Couch aus konnte man auf diese Weise nicht nur erste Fahreindrücke sammeln und bei einem Rundgang um das Fahrzeug das Exterieur unter die Lupe nehmen, sondern gleichzeitig auch Fragen zum Auto stellen. Und einen digitalen Ausflug nach Göteborg unternehmen, wo sich das europäische Headquarter der Marke befindet. Möglich wurde das durch einen immensen technischen Aufwand, von dem sich ein großer Teil – für die TeilnehmerInnen gut versteckt – im Kofferraum des Lynk & Co 01 befand.
Die Volvo– und Polestar-Schwester geht aber nicht nur bei der Präsentation des Fahrzeugs neue Wege. So hebt sich Lynk & Co unter anderem durch ein Abo-System von der Konkurrenz ab, das in einem völlig neuen Bereich zwischen Leasing, Sharing und dem klassischen Autokauf angesiedelt ist. Und folgendermaßen funktioniert: Statt das Auto zu kaufen (auch das ist möglich), kann man es für 500 Euro im Monat auch mieten. Im Mietpreis enthalten sind 1.250 Kilometer inklusive Wartung und Versicherung. Fährt man weniger, werden die Bonus-Kilometer auf den nächsten Monat übertragen. Braucht man das Auto nicht, weil man beispielsweise für einige Zeit im Ausland unterwegs ist, kann man das Auto ähnlich wie beim klassischen Car-Sharing auch untervermieten. Den Preis legt man selbst fest.
Der Lynk & Co 01 soll also nicht einfach nur als Transportmittel gesehen werden, sondern auch als Transporteur eines bestimmten Lebensgefühls, mit dem sich vermutlich vor allem eine jüngere, urbane Zielgruppe gut identifizieren kann. »Als wir mit Lynk & Co begonnen haben, haben wir uns zunächst mit globalen Trends beschäftigt und diese der Automobilindustrie gegenübergestellt. Dabei haben wir gesehen, dass sich die Autoindustrie in den vergangenen 100 Jahren kaum verändert hat«, sagt Alain Visser, CEO von Lynk & Co. Um Veränderungen in die richtige Richtung anzustoßen, hat sich die Marke angesehen, welche neuen Bedürfnisse in den vergangenen Jahren entstanden sind. Mit folgendem Schluss: Gerade jüngeren Generationen ist das Sammeln von Erfahrungen häufig wichtiger als der Besitz von Dingen. Wie Alain Visser erklärt, geht es für Lynk & Co deshalb eher darum, Mobilitätslösungen anzubieten, als Autos zu verkaufen. Pop-up Stores und Clubs für die Mitglieder sollen das Angebot in Zukunft abrunden.
Verantwortlich für die Gestaltung des Amsterdamer Flagshipclubs von Lynk & Co zeigt sich das Interior- und Architekturstudio S-P-A-C-E.
In Sachen Design ist die Verwandtschaft zur großen Schwester Volvo nicht von der Hand zu weisen. Mit dem Volvo XC40 teilt sich der Lynk & Co 01 außerdem die CMA-Plattform (Compact Modular Architecture). Mit seinen klaren Linien und einer Gesamtlänge von 4,54 Metern wirkt der Crossover kompakt, ohne dabei einen Anflug von Klobigkeit aufkommen zu lassen. Innen sorgt das Panoramadach, das standardmäßig integriert ist, für ein angenehmes Raumgefühl. Wie schon bei der anderen Schwestermarke, der reinen Elektroflotte von Polestar, wurden die Sitzbezüge aus recycelten Fischernetzen hergestellt. Wie es sich für ein modernes Fahrzeug gehört, steht das Thema Vernetzung außerdem ganz weit oben auf der Prioritätenliste. Scheint so, als wäre der digitale Weg nun vollständig in der Automobilindustrie angekommen. Dass das auch heißen könnte, dass Automobilhersteller immer mehr zu Mobilitätsanbietern werden, wirft Lynk und Co mit dem Modell 01 nun in den (digitalen) Raum. Sehen wir, wo der Weg hinführt. [SW]