Das Buch Woman Made: Great Women Designers porträtiert über 200 weibliche Produktdesignerinnen aus 50 Ländern – von bekannten zeitgenössischen Vertreterinnen bis zu in Vergessenheit geratenen wegweisenden Vorreiterinnen des Bauhauses. Im Fokus steht der herausragende und oft übersehene Beitrag, den Designerinnen in diesem Feld geleistet haben. Allen Widrigkeiten zum Trotz erschufen sie viele der beachtlichsten, ikonischsten Produkte des letzten Jahrhunderts, von Möbeln über Textilien bis hin zu Licht und Keramik. Erschienen im PHAIDON Verlag.
Garance Vallée
Die 28-jährige Französin Garance Vallée hat sich bereits in ihren jungen Jahren international einen Namen gemacht. In ihren Werken spielt sie mit Formen und Konturen, inszeniert sie in einem Bühnen-ähnlichen Setting und untersucht dabei die Beziehung zwischen Objekten und ihrer umliegenden Umgebung, wobei sich ihr künstlerisch-ästhetischer Anspruch nicht nur auf das Bild, das Möbelstück oder das geschaffene Objekt beschränkt. Vallées experimenteller Zugang zu Design, der ihre Arbeit bei der New Yorker Architekturfirma LOT-EK stark mitbestimmte, zeigt sich exemplarisch im Puddle Table oder auch dem Organic Reflexion Mirror. Ihre Stücke sind skulptural, während sie nichts an ihrer Funktionalität einbüßen. Dieser Dualismus prägt die Werke von Vallée maßgeblich. 2019 gründete sie ihr eigenes, gleichnamiges Studio in Paris.
Puddle Table, 2020, smoked glass, hand-carved wood, 90 cm x 45 cm x 40 cm and Organic Reflexion, 2020, mirror and hand-carved wood, 40 cm x 35 cm x 1.65 cm
Marianne Brandt
Das Talent der deutschen Designerin, Fotografin, Malerin und Bildhauerin blieb nicht lange unentdeckt. An das Staatliche Bauhaus in Weimar kam sie 1923/1924 und arbeitete u.a. in der Metallwerkstatt in Dessau, deren kommissarische Leitung sie 1928 für ein Jahr übernahm. Dort produzierte sie einige ihrer prominentesten Werke, beispielsweise die DMB 26 und DMB 31 Leuchten. In ihren Werken untersuchte Brandt primär die Prinzipien der »Neuen Objektivität« und stellte dabei die Funktion der geschaffenen Gegenstände in den Vordergrund. So auch bei der silbernen Ebenholz Kanne, mit ihrer klaren Linienführung, die später die Bauhaus-Ästhetik mitbestimmen würde. Diese zeichnet sich aus durch konstruktive gestalterische Details, wie den dezentrierten Deckel der Kanne, der die Gefahr des Verschüttens beim Einschenken minimieren sollte.
Kettle, 1925/1926, Silber/Ebenholz
Jay Sae Jung Oh
Kaum eine andere Designerin verknüpft Kunst und Design in Möbelstücken so wie Jay Sae Jung Oh. Die Südkoreanerin erschuf mit ihrem Savage Sofa ein Objekt, das ihren Anspruch und ihre Designphilosophie widerspiegelt, wobei die künstlerische Ästhetik sowie die Taktilität des Designs in den Fokus gerückt werden. Die Inspiration dazu kam ihr während ihrer Studienzeit an der Cranbrook Academy of Art in Michigan, USA. Dort sammelte sie die weggeworfenen Design-Prototypen ihrer KollegInnen, kombinierte sie mit anderen Fundobjekten zu einem arrangierten »Abfallhaufen« und verpackte diesen anschließend mit einer Schnur aus natürlicher Jute. Die Designerin machte ihren experimentellen Zugang schließlich zu ihrem Markenzeichen: Ihr Studio in Seattle fokussiert sich darauf, Design als ein Instrument mit einer politischen Botschaft zu verstehen, das Menschen dazu bewegen soll, ihre Beziehung zu Alltagsgegenständen und Konsum zu hinterfragen. [AH]
Savage Sofa, 2016, Cowhide Leather, Mundane Objects, 177,8cm x 88,9 x 114,3 cm
Woman Made: Great Women Designers von Jane Hall, Hardcover, 290 x 250 mm, 264 Seiten