Zukunft, aber klassisch

Vitra Design Museum zeigt Designikonen in Science Fiction Filmen

Vitra Design Museum Science Fiction Designikonen, Andrés Reisinger, The-Shipping_Tangled Chair

In Science-Fiction-Filmen fungieren Designklassiker wie der Barcelona Chair von Mies van der Rohe als Bindeglieder zwischen Zukunft und Gegenwart. Die Designgeschichte zeigt jedoch auch, dass sich Designer:innen immer wieder von neuen Technologien inspirieren ließen. Das Vitra Design Museum widmet dem Dialog zwischen Science-Fiction und Design eine eigene Ausstellung.

Wenn sich Regisseur:innen von Science-Fiction-Filmen ein Bild von der Zukunft machen, entstehen dabei Welten, die in dieser Form noch niemand zuvor gesehen hat. Um die Zuschauer:innen in diese unbekannten Umgebungen hereinzuholen, darf die Anbindung an die reale Welt jedoch nicht zur Gänze verlorengehen. Häufig sind es bekannte Gegenstände wie unter anderem Designklassiker, die als Bindeglieder zwischen dem Neuen und dem Vertrauten fungieren. Denn selbst die absurdeste Welt bleibt ein Stück weit mit der Realität verbunden, wenn darin ein Sessel vorkommt, auf dem man vielleicht schon einmal saß.

Eero Aarnio, Pallo / Ball Chair, 1963 Vitra Design Museum

Eero Aarnio, Pallo / Ball Chair, 1963, © Vitra Design Museum, Photo: Andreas Sütterlin

Im Film »Tron: Legacy« von 2010 sind es beispielsweise der Barcelona Chair von Mies van der Rohe und der Eames Lounge Chair, die auf subtile Weise eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft herstellen. Kurz zusammengefasst: Filmregisseur:innen und Setdesigner:innen sind sich dessen bewusst, dass Designklassiker wie Einfallstore in bislang unbekannte Welten wirken können. Umgekehrt lassen sich viele Designer:innen auch von den in Science-Fiction-Filmen dargestellten Umgebungen und Technologien inspirieren. Schließlich ist es auch ihr Job, sich die Zukunft vorzustellen – ihr eine Form zu geben, die zwar zukunftsweisend, gleichzeitig aber auch in der Gegenwart verankert ist.

Eero Aarnios Tomato Chair, Vitra Design Museum Ausstellung Science Fiction Design. Vom Space Age zum Metaverse

Eero Aarnio, Tomato Chair, 1971, © Vitra Design Museum, Photo: Roland Engerisser

So brachte vor allem das sogenannte Space Age, das mit dem Start von Sputnik 1  im Oktober 1957 begann, einen Schwung an Möbeln hervor, in denen sich die intensive Auseinandersetzung mit der Raumfahrt deutlich widerspiegelte. Designer:innen wie Gae Aulenti, Eero Aarnio, Luigi Colani, Joe Colombo oder Verner Panton entwarfen Möbel und Wohnlandschaften, die mit ihren organischen Formen und glänzenden Plastikoberflächen futuristisch aussahen, gleichzeitig die Lebens- und Wohngewohnheiten zu dieser Zeit grundlegend neu dachten.

Vitra Design Museum, Designikonen in Science-Fiction-Filmen Film still Star Trek

 

Still image from the film set of Star Trek, 1968, © CBS Photo Archive, via Vitra Design Museum

Von den rasanten Entwicklungen in der Raumfahrt beeinflusst, begannen die Designer:innen wiederum, Möbel zu entwerfen, die sich nahtlos in die Science-Fiction-Filme dieser Zeit einfügten. In Stanley Kubricks »2001: Odyssee im Weltraum« wird Olivier Mourgues Djinn-Sessel zum Leinwandstar, Eero Aarnios Tomato Chair  passte perfekt in die Welt von »Men in Black«. In der Serie »Raumschiff Enterprise« aus den 60er-Jahren ist der Tulip Chair  von Eero Saarinen zu sehen.

Marc Newson Orgone Chair, Vitra Design Museum, Science Fiction Designikonen

Marc Newson Orgone Chair, 1993, © Vitra Design Museum, Photo: Jürgen Hans

Der Dialog zwischen Science-Fiction und Design setzte sich jedoch auch in den folgenden Jahrzehnten fort. Immer wieder eroberten Designikonen die Kinoleinwände, unter anderem der Orgone Chair von Marc Newson im 2012 erschienenen Film »Prometheus«, aber auch unerwartete Designobjekte wie Charles Rennie Mackintoshs Argyle Chair  im Blockbuster »Blade Runner« von 1982. Auch die außergewöhnliche Form des Nemo-Sessels  von Fabio Novembre, der an eine klassische, venezianische Theatermaske erinnert, fasziniert Regisseur:innen und Setdesigner:innen seit vielen Jahren.

Andrés Reisinger, Hortensia Chair, 2021, Vitra Design Museum

Andrés Reisinger, Hortensia, 2021, © Vitra Design Museum, Photo: Andreas Sütterlin

Im Vitra Design Museum (Schaudepot) ist noch bis zum 10. Mai 2026 die Ausstellung »Science Fiction Design. Vom Space Age zum Metaverse« zu sehen. Der argentinische Künstler und Designer Andrés Reisinger, der selbst Möbel für das Metaverse entwirft, hat 100 Sammlungsobjekte zusammengetragen, die er auf einer futuristischen Bühne präsentiert. Der Bogen reicht vom Space Age  bis hin zu der Frage, inwiefern sich das Metaverse als neuer Raum für Projektionen und Experimente eignet. Auch Reisingers digitale Traumlandschaften, die klare Referenzen zu den Bildwelten früherer Science-Fiction-Filme aufweisen, sind Teil der Ausstellung. [SW]

Header Photo: Andrés Reisinger, The Shipping, Tangled, 2021, © Reisinger Studio

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