Räume erobern

Chapter »Bookshelf«: »Making Space: Interior Design by Women« versammelt die Biografien von 250 Interior Designerinnen

Female interior designer Elisa Ossino's Perfect Darkness, Milan Design Week, Milan, Italy, 2019 from the book Making Space published by Phaidon
Elisa Ossino, Perfect Darkness, Milan Design Week, Milan, Italy, 2019

Seit Jahrzehnten prägen Frauen das Interior Design. Doch lange Zeit galt die Gestaltung von Innenräumen vor allem als Erweiterung unbezahlter Hausarbeit. Der Sammelband »Making Space«, neu erschienen bei Phaidon, rückt nun die Arbeiten von Pionierinnen, vergessenen Designerinnen und spannenden Newcomerinnen ins Zentrum.

»In 1921, Elsie de Wolfe, the world’s first professional interior decorator, stood before a New York courtroom, suing a client for unpaid services. When the judge asked her to define her profession, she famously replied, ›I create beauty‹«, so beginnt die Einleitung zu »Making Space«, das 250 der einflussreichsten Interior Designerinnen in einem Band versammelt. Nicht alle in dem Buch porträtierten Frauen sind so bekannt wie Elsie de Wolfe oder ihre Kollegin Rose Uniacke. Doch auch vergessenen, weniger bekannten und aufstrebenden Designerinnen wird in dem aufmerksam gestalteten Band Raum gegeben.

Female Interior Designer Elsie de Wolfe's Tea House, Planting Fields, Oyster Bay, NY, USA, 1916, from the book Making Space published by Phaidon

 

Elsie de Wolfe, Tea House, Planting Fields, Oyster Bay, NY, USA, 1916

»Making Space« zeigt, dass die Gestaltung des Innenraums zwar schon Anfang des 20. Jahrhunderts in weiblicher Hand lag, es jedoch erstaunlich lange dauerte, bis dieser auch als Ort kreativen Ausdrucks anerkannt wurde. Zuvor galt: Frauen kümmern sich um den Innenraum, um ihre Haushaltspflichten möglichst gut erfüllen zu können. Erst nach und nach wurde Interior Design als eigenständige Profession anerkannt – und nicht mehr nur als Hobby oder als Erweiterung unbezahlter Hausarbeit betrachtet.

Female Interior Designer Dorothy Draper's Greenbrier Hotel, White Sulphur Springs, WV, USA, 1948, from the book Making Space published by Phaidon

 

Dorothy Draper, Greenbrier Hotel, White Sulphur Springs, WV, USA, 1948

Das Buch verweist allerdings auch darauf, dass viele der frühen Designerinnen aus privilegierten Verhältnissen stammten. Dazu gehörte unter anderem Dorothy Draper, deren elektrisierende Innenausstattung für das Greenbrier Hotel in West Virginia von 1946 durch einen schwarz-weißen Schachbrettboden, türkis-weiß gestreifte Wände und eine Tapete mit überdimensionalen magentafarbenen Rhododendren geprägt war.

Laura Ashley's design for Artist’s studio featuring the Bloomsbury Room collection, London, UK, 1987, from the book Making Space published by Phaidon

 

Laura Ashley, Artist’s studio featuring the Bloomsbury Room collection, London, UK, 1987

Die bekannte walisische Dekorateurin und Textildesignerin Laura Ashley baute ein globales Imperium auf, das auf ihrer Identität als Mutter und Hausfrau beruhte. Ihre charakteristischen Blumenmuster wirkten feminin auf eine heute als altmodisch geltende Weise, verbargen jedoch eine andere Facette ihrer Persönlichkeit – nämlich die einer gewieften Geschäftsfrau, die ebenso Unternehmerin wie Trendsetterin war.

Female Interior Designer Ana Milena Hernández Palacios home and studio, near Valencia, Spain, 2023 from the book Making Space published by Phaidon

 

Ana Milena Hernández Palacios home and studio, near Valencia, Spain, 2023

Mit der Moderne veränderte sich auch das Interior Design auf klar erkennbare Weise. Obwohl es im Rückblick vielleicht so wirkt, fanden längst nicht alle Designerinnen und Designer Gefallen an den industriellen Materialien des Maschinenzeitalters. Erwähnenswert ist dabei, dass es sich vor allem um Materialien handelte, die traditionell mit Vorstellungen von Männlichkeit assoziiert wurden. Eileen Grays weicher, komfortabler Bibendum-Sessel (1926) kann in diesem Zusammenhang als feministische Antwort auf die schlanken Designs der Moderne gelesen werden.

Female interior designer Xiang Li's Loong Swim Club, Suzhou, China, 2019, image from the book Making Space published by Phaidon

 

Xiang Li, Loong Swim Club, Suzhou, China, 2019

In »Making Space« werden 250 solcher Geschichten erzählt – jede auf ihre Weise einzigartig. Fotografien, auf denen die gestalterischen Handschriften der Designerinnen klar erkennbar sind, ergänzen die biografischen Texte. Sowohl die Bilder als auch die Kurzbiografien zeigen, wie Frauen über Jahrzehnte Räume erobert und gestaltet haben – und auf welch entscheidende Weise sie dazu beitrugen, dass der Beruf des Interior Designers überhaupt als solcher anerkannt wurde. Darüber hinaus macht »Making Space« deutlich, dass der Innenraum niemals neutral ist: Er wird immer von den Menschen geprägt, die ihn gestalten und bewohnen. [SW]

Bookcover Making Space – Interior Design by Women published by Phaidon, edited by Jane Hall

 

 

 

 

 

 

 

 

Making Space. Interior Design by Women.
Hardcover, 29 cm x 25 cm, 288 Seiten
phaidon.com

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