Barfuß an Board

Luca Bassani, Gründer und Präsident von Wally, im Gespräch

Wally Barong D, Photo Credit: Kurt Arrigo

Man muss wohl nicht regelmäßig selbst barfuß entlang des Decks einer eleganten Segelyacht flanieren, um den Namen »Wally« passend einstufen zu können. Der Luxusyacht-Hersteller, mit Sitz in Monaco, zählt weltweit zu den renommiertesten und innovativsten seiner Art und hat mit seinem klaren, reduzierten Design und einer unverwechselbaren Ästhetik auch weit außerhalb der internationalen Yachting-Community hohe Wellen geschlagen. Wir haben uns mit Luca Bassani, dem Gründer und Präsident sowie mit Stefano de Vivo, Managing Director von Wally, über die Leidenschaft für das Meer, die Idee von Perfektion sowie über den dehnbaren Begriff der Funktionalität unterhalten.

Eine gewisse Gelassenheit strahlt der Gründer des Luxusyacht Labels Wally zweifellos aus. Die endlosen Sommermonate seiner Kindheit, die er in Portofino, einem kleinen Fischerdorf an Italiens Westküste, verbracht hat, lassen vermuten, dass dieser Charakterzug bei dem charismatischen Italiener wohl schon früh Einzug gehalten hat.
Es waren die Zeiten in diesem Dorf, die Luca Bassani gelehrt haben, was man mit, am und beim Meer alles machen kann: »Rudern, Steuern, Segeln, Fischen, Schwimmen« – erinnert sich Bassani im Interview.

Nach einer arbeitsintensiven Zeit in der väterlichen Fabrik für Elektroteile und deren anschließendem Verkauf entschied der damals Mitte 30-jährige Unternehmer, sich seinen größten Wunsch zu erfüllen und sich seine eigene Segelyacht zuzulegen. Da es die Yacht seiner Träume in der Form allerdings noch nicht gab, entschloss sich der passionierte Segler kurzerhand dazu selbst ein Boot ganz nach seinen persönlichen Vorstellungen zu bauen. So entstand damals Bassanis erste Yacht, die Wallygator. Nur wenige Jahre später gründete er das Unternehmen mit einem ähnlichen Namen.

Am Anfang von den Konkurrenten aus der eher traditionell verankerten Yachtszene noch mit Argwohn belächelt, ist Wally heute längst ein Trendsetter in Sachen Design und Innovation und trägt eine Handschrift, die durch Exklusivität, aber auch durch eine gewisse Coolness definiert wird.

 

Wally Barong D, Photo Credit: Kurt Arrigo

 

Selbst nach fast drei Dekaden in der Branche vertritt Bassani jedoch immer noch die Meinung: »Die perfekte Yacht existiert nicht.« Der Wally-Gründer ist davon überzeugt, dass eine Yacht in den Augen ihrer Besitzer und Besitzerinnen zwar ideal sein kann, Geschmäcker und Bedürfnisse aber doch verschieden sind und ein universeller Anspruch auf Perfektion daher niemals erhoben werden kann.

Wenn die individuellen Ansprüche auch variieren mögen, so spielt für Bassani »Schönheit« zum Beginn des Designprozesses seiner Yachten aber doch immer eine bedeutende Rolle. Immerhin gelten Schönheit und Funktionalität als die zwei Hauptsäulen, auf die das Unternehmen aufbaut. Leistung, Innovation und Design waren jedoch wesentlich, um die ersten beiden Treiber zu erreichen und zu realisieren, so Bassani.
Der Begriff der Leistung ist für den Italiener ebenso relativ – so könnte Leistung als Geschwindigkeit aber auch als Komfort oder Seetüchtigkeit verstanden werden.

 

WallyCento Galateia, Photo Credit: Gilles Martin-Raget

Was auch immer man selbst unter Leistung oder Perfektion versteht – Wally hat schon so einige Träume erfüllt – seien es großzügige Raumaufteilungen, die die Grenzen zwischen innen und außen verschwimmen lassen, Designs, die sich auf das Wesentliche beschränken und dieses aber wiederum besonders betonen oder aber auch Höchstgeschwindigkeiten, die einem das Gefühl geben über das Meer fliegen zu können.
Durch die Entwicklung von kraftvollen Motoryachten sorgt Wally nämlich nicht nur bei Segelsport-Begeisterten für weiche Knie.

Das wohl bekannteste Modell der Firma, die rund 36 Meter lange 118 WallyPower, hat zum Zeitpunkt ihres Erscheinens 2003, durch ihr einzigartiges Design und einer Höchstgeschwindigkeit von rund 60 Knoten einiges an Aufmerksamkeit erregt.

 

118 Wallypower, Photo Credit: Gilles Martin-Raget

 

Ein zügiges Gleiten über die Meere dieser Welt und ein geschliffenes Exterieur sind aber nicht alles, was Wally zu bieten hat. Für das Interieur seiner Yachten kooperiert das Unternehmen ebenfalls gerne mit namhaften Partnern. So hat sich das italienische Designstudio Pininfarina zum Beispiel bei der WallyCento Tango der Innengestaltung der Yacht angenommen.
Auf die Frage, mit welchen Marken Bassani denn in Zukunft ganz generell gerne zusammenarbeiten würde, folgt ein klares »Apple!«

2019 fusionierte Wally mit der Ferretti Group. Die Ferretti Group ist Europas größter Hersteller von Luxusyachten und zählt unter anderem exklusive Marken wie Riva, Itama und Pershing Yacht zu ihrer Familie. Das erste Ergebnis der Partnerschaft mit der Ferretti Group war die 48 Wallytender. Die Linie hat vor allem in Hinblick auf »Qualität der Konstruktion, Service und Betreuung von Partnerschaften« von dem Zusammenschluss profitiert.

 

48 Wallytender, Photo Credit: Gilles Martin-Raget

»Zwischen uns und Wally besteht schon lange eine gegenseitige Faszination«, verrät uns Stefano de Vivo, Managing Director von Wally und CCO der Ferretti Group. Letztere will mit der Anwendung von geteiltem Wissen, gemeinsamer Visionen sowie großen Investitionen an der weiteren Entwicklung von Wally arbeiten. »Als passionierter Yachtsportler bin ich begeistert von der exklusiven Zusammenarbeit mit Luca Bassani: Gemeinsam treiben wir die Grenzen von Innovation und ästhetischer Avantgarde weiter voran.«

Über die nächste Wally bemerkt Bassani geheimnisvoll: »Ich kann nur sagen, dass sie ganz anders sein wird, viel nachhaltiger und noch schöner.« Man darf also gespannt sein, was die Zukunft der Marke mit sich bringt. [MLS]

 

WallyCento Tango, Photo Credit: Gilles Martin-Raget
Luca Bassani, Photo Credit: Carlo Borlenghi