Zurück in die Zukunft – Part II / III

Die spannendsten Concept Cars der letzten 50 Jahre

Photo Credit: BMW Group

Designstudien präsentieren neue Designansätze, gewähren spektakuläre Einblicke in die Zukunft der Marken und sorgen auf Automessen regelmäßig für Aufsehen und ein hohes Aufkommen an gezückten Smartphones.

Für Automobilhersteller geht es bei der Entwicklung von Designstudien also nicht nur darum, ihre Designer und Designerinnen regelmäßig zum Austoben auf die kreative Spielwiese zu schicken. Ganz im Gegenteil sogar, denn die entwickelten Konzepte sind als Appetitanreger und Markenbotschafter integraler Bestandteil der Markenidentität. »Studien lehnen sich an spätere Serienfahrzeuge an und sollen Lust auf das neue Auto machen«, bringt es Daimler-Chefdesigner Gorden Wagener gegenüber der Süddeutschen Zeitung auf den Punkt. Darüber hinaus sind Designstudien, egal wie futuristisch sie aussehen, immer auch besondere Produkte ihrer Zeit. Um sie auch als solche zu betrachten, geben wir in dieser Artikelserie einen kleinen Überblick über die spektakulärsten Studien der vergangenen 50 Jahre. Und weil es ja bekanntlich im Auge des Betrachters liegt, was als schön oder aufsehenerregend eingestuft wird, erheben wir mit dieser Liste natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.

2005 MASERATI Birdcage 75th

Zum 75. Geburtstag kann man sich schon mal ein ganz besonderes Geschenk machen, dachte man sich im Jahr 2005 in der italienischen Designschmiede Pininfarina und begann an einem ganz besonderen Maserati-Modell zu arbeiten. Der Legende nach entstand die Idee für den Maserati Birdcage 75th im Sommer 2004 in Pebble Beach bei einem Gespräch zwischen Paolo Pininfarina, dem amerikanischen Designer Frank Lodato und dem damaligen Chef des Technologiekonzerns Motorola, Peter Aloumanis. Für das Design der Studie zeichneten dann jedoch die beiden Designer Lorenzo Ramaciotto und Ken Okuyama verantwortlich. In Anlehnung an die legendären Birdcage-Modelle der Sechzigerjahre entstand ein Konzept, mit dem man eine völlig neue visuelle Erfahrung schaffen wollte, die vor allem auf der auffällig fließenden Formgebung des Sportwagens beruht. Fließend sind auch die Übergänge zwischen Innen und Außen, die dem Maserati Birdcage 75th, bei all seiner skulpturalen Architektur, eine große Dynamik verleihen. Hergestellt wurde die zukunftsweisende Studie ausschließlich aus recycelbaren Werkstoffen.

 

Photo Credit: Pininfarina SpA
Photo Credit: Pininfarina SpA

2010 Nissan iV

Im Rahmen der Design Challenge der LA Auto Show im Jahr 2010 stellte Nissan eine Studie vor, an der zuvor insgesamt 13 im Konzern tätige Designer getüftelt und gearbeitet hatten. Die große Aufgabe bestand darin, ein Auto zu entwerfen, das weniger als 454 Kilo wiegt, trotzdem Platz für vier Passagiere hat und elektrisch angetrieben wird. Detail am Rande: Als theoretisches Produktionsdatum des Autos wurde damals das Jahr 2035 angenommen. In der Studie verbinden sich, so die Designer, Natur und menschliche Kreativität. Es entstand also ein ultraleichter Sporttourer, der Nissan zufolge mit dem Begriff »Organic Synthesis« am akkuratesten beschrieben werden kann. Hinter diesem Terminus steckt, so der japanische Automobilkonzern, eine Fertigungstechnik, bei der Automobilteile wie in der Landwirtschaft in einem zu 100 Prozent nachhaltigen, kohlenstoffneutralen Prozess kultiviert werden. Jedes Element des Nissan iV-Konzepts wurde also so konstruiert, dass es erneuerbar, leicht, stark und effizient ist.

 

 

2016 BMW VISION NEXT 100

Auch die Studie BMW VISION NEXT 100 entspricht dem, was man in der Regel recht lapidar als »Geschenk an sich selbst« bezeichnet. Allerdings stecken in diesem Geschenk mit Sicherheit etwas mehr Arbeit, Kreativität und visionäres Denken als normalerweise üblich. Zum 100. Geburtstag des Konzerns entwickelte das BMW Designteam rund um Head of Design Adrian van Hooydonk ein Auto, mit dem man die Zukunft einfangen und ins Hier und Jetzt holen wollte. »Wenn man sich als Designer etwas vorstellen kann, dann besteht eine große Chance, dass es irgendwann Wirklichkeit wird«, erklärte Adrian van Hooydonk anlässlich des Jubiläums. »Deshalb haben wir mit dem BMW VISION NEXT 100 versucht, ein Zukunftsszenario zu entwerfen, in das man sich gerne hineindenkt.« Optisch verbinden sich bei diesem Visionsfahrzeug Coupé und Limousine zu einer homogenen Silhouette. Dass die Verkleidung des BMW VISION NEXT 100 wie eine dünne Hautschicht anmutet, ist durchaus beabsichtigt. Denn bei dieser Studie geht es zu einem entscheidenden Anteil um die perfekte Windschlüpfrigkeit. Aus diesem Grund wurden unter anderem die Reifen mit einem verformbaren Blech abgedeckt, das sich beim Lenken dementsprechend dehnen lässt. »Alive Geometry« nennt BMW dieses sehr organisch angelegte Konzept.

 

Photo Credit: BMW Group
Photo Credit: BMW Group

2016 RENAULT TREZOR Concept

2016 wurde die Studie des französischen Autoherstellers im Rahmen des 32. Pariser Autosalons zum schönsten Concept Car des Jahres gewählt. Die Elektro-Studie stammt aus der Feder von Laurens von den Acker und sollte bei ihrer Präsentation einen Einblick in Renaults Zukunft gewähren. Während im Exterieur des Gran Turismo alles nach Zukunft schreit, tut sich im Inneren der Studie eine ganz in Rot gehaltene Welt aus feinstem Kunsthandwerk auf. Ein hölzernes Armaturenbrett und handvernähtes Sattelleder sorgen trotz futuristischem Exterieur für so etwas wie Behaglichkeit. »Die kraftvollen und sinnlichen Linien des TREZOR ebnen den Weg für das Design und die Technologien, die unsere kommenden Serienmodelle charakterisieren werden. Der TREZOR markiert außerdem den Beginn eines neuen Zyklus von Renault Konzeptfahrzeugen«, kündigte van den Acker anlässlich der erfolgreichen Wahl zum schönsten Concept Car des Jahres 2016 an. Auffällig sind vor allem die markante Lichtsignatur und der große Kühlerschlund des Renault TREZOR Concept Cars.

 

Photo Credit: Renault
Photo Credit: Renault
Photo Credit: Renault

2016 Rolls-Royce 103EX 

Der Rolls-Royce 103EX ist die erste wirkliche Designstudie in der Geschichte der traditionsreichen Marke und war wie auch schon auch der BMW VISION NEXT 100 ein Geschenk der Marke an sich selbst. »Der Rolls-Royce 103EX steht für diesen Pioniergeist und wurde als visionärer Entwurf für die Luxusmobiliät der Zukunft gestaltet. Das Fahrzeug eröffnet faszinierende Perspektiven für die Zukunft von Rolls-Royce«, so Adrian van Hooydonk, Leiter der BMW Group Design. Äußerlich changiert die Studie zwischen Tradition, Zeitlosigkeit und einer futuristischen Eleganz – also ganz dem Motto »Zurück in die Zukunft« entsprechend. Durch seine coupéhafte Form und die freistehenden Radhäuser rechts und links des Pantheon Kühlergrills erhält das Exterieur gleichzeitig Dynamik und Leichtigkeit. Bei all dem visionären Gedankengut, das im Rolls-Royce 103EX steckt, darf natürlich eine nicht fehlen: die Kühlerfigur »Spirit of Ecstasy«, unter Kennern auch »Emily« genannt.

 

Photo Credit: BMW Group
Photo Credit: BMW Group
Photo Credit: BMW Group

2017 Lamborghini Terzo Millennio

Sein Name kündigt es bereits an – hier wird weit voraus, bis ins dritte Jahrtausend, geblickt. Sieht man sich das Exterieur der Studie aus dem Hause Lamborghini an, nimmt man dem Sportwagenhersteller diese Zukunftsgewandtheit auch ohne Wenn und Aber ab. Der Terzo Millennio ist eine vom Lamborghini Centro Stile gestaltete Vision, die zukünftige Designelemente der Marke vorwegnimmt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Weiterentwicklung der für Lamborghini typischen Y-Form bei den Front- und Heckleuchten. Gleichzeitig berücksichtigt die Studie radikale Veränderungen im Bereich der Technologie und passt das Design radikal an aerodynamische Anforderungen an. Das Konzeptfahrzeug entstand in Zusammenarbeit mit zwei Laboratorien des Massachusetts Institute of Technology (MIT), um erste Schritte in Richtung eines möglichen elektrischen Lamborghini Supersportwagens zu setzen. [Red]

 

Photo Credit: Lamborghini
Photo Credit: Lamborghini
Photo Credit: Lamborghini