Welt der sanften Farbharmonien

Architektin Danielle Siggerud

Photo Credits: Danielle Siggerud Architects

Marmor, Sichtputz, Travertin – die in Kopenhagen lebende Norwegerin Danielle Siggerud schafft es, Räumen ein Maximum an Harmonie und Wärme zu verleihen, und das obwohl die Materialien ihrer Wahl oftmals vorrangig mit kühler Eleganz verbunden werden.

Die zurückhaltende Formensprache und das Spiel mit Texturen im Wandel des Lichts, eint sämtliche Häuser und Wohnungen die Danielle Siggerud gestaltet, wobei die Architektin dabei die Räume puristisch aufs Wesentliche reduziert. Wären die von ihr geschaffenen Orte Theaterstücke, es gäbe keinen klar definierten Protagonisten. Wenn Siggerud Regie führt, steht das Gesamtensemble im Vordergrund. Besonders auffallend ist dabei der Bezug der verschiedenen Elemente zueinander. Stauräume, Beleuchtung und Türen werden Teil der Gesamtstruktur und fügen sich nahtlos ins ganzheitliche Konzept ein, ohne dabei unsichtbar zu werden. Texturen und Strukturen geben auch diesen, meist unscheinbaren, Räumen eine eigene Persönlichkeit und Präsenz.

 

 

Eleganz statt typischer Skandi-Chic

Die von Siggerud verwendeten Materialien wirken durch ihre Verarbeitung weniger rustikal als bei den meisten nordischen ArchitektInnen. Sie arbeitet vorrangig mit verschiedenen Gesteinen, Holz und Dekorputz, was dazu beiträgt, dass selbst eine leere, großflächige Wand mit einer Ton in Ton integrierten Schiebetüre niemals unscheinbar wirkt. Das vermeintlich Unaufregende wird durch Schatten und Licht kreierte Farbnuancen lebendig und betont Siggeruds Respekt vor der Bausubstanz. Mit ihrer sanften Herangehensweise werden Altbauten zwar optisch und bautechnisch modernisiert, jedoch nie verfremdet. Dabei ist das Kennenlernen der AuftraggeberInnen für die Architektin und ihre Arbeitsweise essentiell. Informationen zu Lebensweisen und Gewohnheiten prägen maßgeblich die Gestaltung des künftigen Wohnorts ihrer KundenInnen.

 

In Balance

Ein wiederkehrendes Sujet in scheinbar allen Arbeiten Siggeruds ist die Balance zwischen Strenge und organischer Form. Die CM Residence, ein Mid-Century Wohnhaus des Architekten Erik Christian Sørensen, ist im Inneren auch nach der Renovierung unter Siggerud ein Musterbeispiel an Geometrie und bewahrt somit die ursprüngliche DNA des Hauses. Details wie minimal abgerundete Kanten nehmen dem Gebäude nun jedoch seine vormalige Strenge. Neben ihrer Arbeit als Architektin kreiert Siggerud auch Möbelstücke und arbeitet unter anderem für die Porzellanmanufaktur Royal Copenhagen. Ihr Stil ist auch hier unverkennbar.

 

MASKULIN FEMININ

Einem aus einem Stück Stein gefertigten und skulptural wirkendem Hocker Wärme einzuhauchen ist kein einfaches Unterfangen, doch genau hier beweist Siggerud ihr einzigartiges Feingefühl am eindrucksvollsten. Bei ihrem »Drop Stool« spielt sie gekonnt und scheinbar mühelos mit warm und kalt, indem sie den strengen Linien und der beinahe brutal wirkenden Materialität des Hockers organische Rundungen entgegenstellt.

Siggerud selbst spricht auch vom Balanceakt zwischen maskulinen und femininen Stärken, weshalb sie einer Tischserie den Namen »Androgyne Collection« gab. Wie kompatibel die von ihr geschaffenen Formen mit diversen Materialien sind, beweisen dabei die Einzelstücke innerhalb der Serie, mal sind Platte und Bein aus Holz, mal werden Holz- oder Stahlgestell mit massiver Steinplatte kombiniert.

 

Teil ihres Erfolges ist neben Siggeruds Talent vermutlich auch, dass sie die Klaviatur des »taste-makings« perfekt beherrscht. Auf ihren Social Media-Kanälen teilt sie neben ihren Projekten auch immer wieder Bilder ihres eigenen Zuhauses und ihres Studios mit 50.000 FollowerInnen, Tendenz steigend. [AD]