»In Brooklyn Heights, the hustle and bustle of New York City seems a world away.« Florian Siebeck steigt in sein Vorwort mit einer Feststellung ein, die auch Fotograf Robert Rieger teilt. Sein Bildband »Façades of Brooklyn Heights« ist eine Hommage an die vorgefundene Idylle und das seit dem frühen 19. Jahrhundert großteils konservierte, heute unter Denkmalschutz stehende, Straßenbild. Die entstandenen Arbeiten sind eine leise aber spannungsvolle Konversation mittels visueller Sprache, die Fotograf und Architektur verbindet.
Chapter Was hat dich nach Brooklyn Heights geführt?
Robert Rieger In den letzten zwei Jahren war ich beruflich öfters in New York und habe dort dann noch Zeit privat verbracht. Brooklyn Heights stand natürlich auch auf der Liste der Orte, die ich unbedingt sehen musste. Es hat mich unheimlich fasziniert aus dem lauten und hektischen New Yorker Leben plötzlich in diesen ruhigen, wie auch aus der Zeit gefallenen, Distrikt zu kommen. Es war mir wichtig, diese gefühlte Zeitreise mit den Fotografien zu transportieren, weswegen ich bewusst viele Hinweise auf die heutige Zeit – Autos, CCTV-Kameras oder Klimaanlagen – aus der Komposition entfernt habe.
Chapter Was macht es für dich spannend in einem Setting zu fotografieren, das Elemente deiner visuellen Handschrift bereits in sich trägt?
Robert Rieger Es ist wahrscheinlich bei vielen Fotografen so, dass sie sich in Themen einarbeiten, die sich auch visuell in ihre Bildsprache einfügen. Aber weniger komplex macht dies das Fotografieren auch nicht, denn der Umgang mit Licht und Styling sind gerade im öffentlichen Raum nicht immer einfach. Man muss um Autos, Passanten und Werbetafeln arbeiten und natürlich auch die Bewohner respektieren. In Bezug auf Licht ist es entweder erforderlich sehr präzise zu planen, wann man fotografiert, oder man muss Glück mit dem gewünschten Licht haben.
Chapter Welchen Stellenwert misst du als Fotograf klassischen Medien – Bildbänden und Print aller Art – persönlich bei?
Robert Rieger Für mich ist es äußerst faszinierend mit dem Medium Buch zu arbeiten, da ich wenig analog fotografiere und im digitalen Zeitalter aufgewachsen bin. Umso wichtiger ist es für mich, jedes noch so kleine Detail zu berücksichtigen – angefangen bei der Kuratierung der Arbeiten bis hin zum Geruch und zur Haptik des Papiers. Ein entscheidender Punkt ist natürlich auch, dass anders als im Digitalen, etwaige Fehler nicht mehr korrigiert werden können. Gerade darin liegt, wie ich finde, ein besonderer Reiz.
Chapter Da der Konsum von Bildern meist im digitalen Rahmen stattfindet, denkst du, dass Bildbände nach wie vor die Macht haben, den abgebildeten Arbeiten eine größere Wertschätzung zu verleihen?
Robert Rieger Bildbände erfahren mehr denn je Wertschätzung – gerade dadurch, dass wir so viele Fotografien auf Displays betrachten, ist Rezeption auf Papier ein ganz anderes Erlebnis. Für mich war es wichtig mit dem Designer Maximilian Mauracher ein schönes Cover zu entwickeln, damit das Buch sich in Räumen als ästhetisches Objekt inszenieren lässt.
Façades of Brooklyn Heights von Robert Rieger, Hardcover, Hrsg. POOL Publishing