Die Frage, was sich außerhalb der Erdatmosphäre befindet, welche Geheimnisse diese unbekannte Umgebung birgt und welche Lebensformen es dort womöglich gibt, ist keine neue. Doch erst mit dem Aufkommen des Kalten Kriegs wurde die tatsächliche Eroberung des Weltraums in einem Maße vorangetrieben, das den Menschen – wenn auch nur wenigen – ermöglichte, die Erdatmosphäre zu verlassen und den Weltraum zu betreten.
Der kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs entstandene Konflikt zwischen den beiden Supermächten, den demokratisch kapitalistischen Vereinigten Staaten und der zentralistischen kommunistischen Sowjetunion, hatte – im wahrsten Sinne des Wortes – keine Grenze nach oben. So beschränkte sich der Machtkampf der beiden Unionen nicht allein auf irdische Territorien, sondern machte auch die Eroberung des Weltraums zu einem zentralen Punkt in dem Konflikt, was im Besonderen der Darlegung des technologischen Fortschritts und der militärischen Überlegenheit diente.
Zu dieser Zeit erschienen auch, besonders in der Sowjetunion, eine Fülle an populärwissenschaftlichen Zeitschriften, die den diesbezüglichen Fortschritt dokumentieren und wissenschaftliche und kulturelle Inhalte vermitteln sollten. Ausschlaggebend für den Erfolg dieser Zeitschriften war unter anderem die Einbeziehung von hoch qualifizierten, künstlerischen und technischen Illustrationen in Verbindung mit starken grafischen und typografischen Identitäten. Diese Publikationen wurden rasch ein integraler Bestandteil der Förderung der Staatsideologie. Durch den erheblichen Einfluss, den sie auf Generationen von SowjetbürgerInnen hatten, wurden sie zudem zu Rekrutierungskampagnen im Wettlauf ums All.
Das von Alexandra Sankova, Direktorin und Gründerin des Moscow Design Museum, kuratierte Buch Soviet Space Graphics: Cosmic Visions from the USSR, bietet einen einzigartigen Zugang zu diesen Zeitschriften und führt seine LeserInnen mit mehr als 250 seltenen Illustrationen aus der Sowjetunion in eine Welt der grenzenlosen Entdeckungen, weit her geholten Erwartungen und Abenteuer ins Unbekannte.
In den vier Kapiteln »Weltraumforschung«, »Kosmische Pioniere«, »Zukunftsvisionen« und »Alternative Welten« werden die kollektiven Visionen, Errungenschaften und die beispiellose Vorstellungskraft sowjetischer BürgerInnen in diesem Kontext vorgestellt und das Rennen um die Eroberung des Weltraums aus einer außergewöhnlichen Perspektive porträtiert. Erschienen im PHAIDON Verlag. [MS]
Soviet Space Graphics: Cosmic Visions from the USSR, von Alexandra Sankova – Moscow Design Museum, Hardcover, 27 x 20,5 cm, 240 Seiten