Motion. Autos, Art, Architecture

Eine Ausstellung im Guggenheim-Museum Bilbao

Image Credit: © General Motors

Das Automobil ist eine der wenn nicht sogar die Innovation des 20. Jahrhunderts, die die menschliche Erfahrung am entscheidendsten verändert hat. Seit seiner Erfindung und den Wandlungen, die es für die Gesellschaft mit sich brachte Geschwindigkeit, Unabhängigkeit, Fortschritt – entwickelte es eine Wechselwirkung der Inspiration mit Kunst und Architektur. Die Verbindung dieser kreativen Disziplinen steht nun im Zentrum von »Motion. Autos, Art, Architecture« im Guggenheim-Museum Bilbao, kuratiert von Norman Foster. 

 

Image Credit: © Christo, VEGAP, Bilbao, 2022

Christos Skizzen zu seinem »Wrapped Volkswagen«, 2013

 

»I recall an artist friend running his hand along the rear wing of my 1953 Bentley R Type Continental and declaring that it was like stroking a work by Constantin Brancusi or Henry Moore. That visual connection, once made, is incredibly compelling«, erinnert sich Norman Foster in seinem einleitenden Text des Ausstellung-Kataloges. »This exhibition has given me the opportunity to celebrate many such links between these diverse creative worlds – you will, incidentally find the Bentley and a reclining figure by Moore juxtaposed in one of the galleries«, führt der Architekt, welcher nicht nur seit jeher eine Begeisterung für das Thema der Mobilität hegt, sondern auch für ikonische Bauten wie The Gherkin, den Reichstag oder die Millennium Bridge verantwortlich ist, fort.

Die Ausstellung zeichnet die Geschichte des Automobils seit seiner Erfindung auf mehreren Ebenen nach. Anfangs wurde das motorisierte Fahrzeug als die Erlösung für das von Pferdekutschen verursachte Verschmutzungsproblem der aufstrebenden Großstädte und somit als die »sauberere« Lösung des Transports gesehen. Knapp 140 Jahre nachdem Carl Benz seinen dreirädrigen Autowagen patentierte und damit die Geburtsstunde des Automobils einläutete, befinden wir uns an einem ähnlichen Scheideweg. Nun hat uns der technologische Fortschritt zur streitbaren Annahme geführt, dass das Elektrofahrzeug die umweltfreundlichere Lösung des Verkehrs ist.

Image Credit: © Norman Foster Foundation

Der Dymaxion #4 aus dem Jahr 2010 (basierend auf #1-3 von 1933-34). Die Dymaxion Serie war R. Buckminster Fullers Vision eines gemeinschaftlichen Transportmittels der Zukunft.

 

»Motion. Autos, Art, Architecture« zeichnet die Geschichte des Automobils nach und zelebriert gleichzeitig seine künstlerische Dimension. Sechs von insgesamt sieben Ausstellungsräumen befassen sich so mit bedeutenden Momenten der technologischen Entwicklung des Automobils und stellen – durchwoben von sorgfältig ausgesuchten Kunstwerken, Architekturreferenzen und Designobjekten – Verbindungen mit gesellschaftlichen Entwicklungen her. So ist beispielsweise Benz’ Autowagen von 1886 neben der Originalversion auch durch Andy Warhols Siebdruck »Benz Patent Motor Car (1886)« von 1986 vertreten. Umberto Boccionis berühmte Bronzeskulptur »Unique Forms of Continuity in Space« steht in Konversation mit futuristischen Autos wie Harley J. Earls Firebird I, II und III

 

Imgage Credit: © Tate

Umberto Boccionis »Unique Forms of Continuity in Space, (Forme uniche della continuità nello spazio)«, 1913

Image Credit: © General Motors / Photograph by Rodney Morr

Die Prototypen der futuristischen Firebird Serie wurden von Harley J. Earl zwischen 1954-1958 für General Motors entworfen.

 

Mobilität und die damit gewonnene Freiheit eröffnete uns neue Routen und Wege. Wege, die durch Straßen verbunden wurden und damit unsere städtische Architektur und Infrastruktur entscheidend veränderten, aber auch unsere Vorstellungskraft beflügelten. Dies wird unter anderem in utopischen, architektonischen Stadtplänen wie Le Corbusiers »Plan Voisin« zum Ausdruck gebracht. Bedeutende Gebäude wie Eero Saarinens »Industrial Versailles«, das Hauptquartier von General Motors, werden in der Ausstellung ebenfalls thematisiert.

Im letzten und abschließenden Teil der Ausstellung präsentieren eine Generation von Design- und ArchitekturstudentInnen ihre Zukunftsvisionen, die zeigen, wie die Mobilität am Ende dieses Jahrhunderts aussehen könnte. 

Die Show »Movement. Autos, Art, Architecture«, die in dem von Frank Gehry entworfenen Guggenheim-Museum ihren idealen Veranstaltungsort gefunden hat, ist nicht nur eine inspirierende Ausstellung die traditionelle Grenzen sprengt, sondern auch ein Treffpunkt der Vergangenheit und Zukunft jenes Designobjekts, das die Menschen auf so vielen Ebenen bewegt.

Die Ausstellung kann bis zum 18. September 2022 besucht werden. Der bei Ivory Press erschienene Katalog bietet einen umfassenden Überblick über die ausgestellten Fahrzeuge und Kunstwerke und enthält 38 begleitende Essays von Norman Foster, Matthew Foreman und weiteren ExpertInnen. [MS]

 

Image Credit: Uwe Seyl, Stuttgart, © 2022, The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc./VEGAP

Andy Warhols »Benz Patent Motor Car (1886)« von 1986

Image Credit: © Pablo Gómez-Ogando / Norman Foster Foundation
Image Credit: © Pablo Gómez-Ogando / Norman Foster Foundation