In Timothy und Nicolas Hagius harmonievoll gestaltetem Studio steht ganz besonders die Bewegung des Körpers im Einklang mit seinem Biorhythmus im Fokus. Die räumlichen Voraussetzungen dafür schuf das Architekturbüro Gonzalez Haase AAS.
Als Ausgangspunkt diente ein ehemaliges Postamt in Berlin-Mitte aus dem Jahr 1902. Das Duo, bestehend aus Pierre Jorge Gonzalez und Judith Haase, entfernte alles, was nicht statisch benötigt wurde, und erschuf damit weitläufige, offene Räumlichkeiten: »Was wir erreichen wollten ist ein Rückzugsort im Stadtzentrum.« Es entstanden zwei Hauptachsen, die sich im Eingangsbereich kreuzen und woran sich die verschiedenen Trainingsbereiche orientieren. Die Gestaltung von Licht und Materialien wurde auf den menschlichen Biorhythmus abgestimmt, wirkt also entweder entspannend oder aktivierend, und soll so zu einer möglichst vollkommenen Erfahrung beitragen.
Dieses biodynamische Lichtkonzept steuert die gewünschte Wirkung indem kalte und warme Lichtquellen getrennt voneinander eingesetzt werden – die Intensität kann je nach Tageszeit, Sportart angepasst werden. Die gesamte räumliche Gestaltung hat eine bestimmte Wirkung auf den Körper: »Der Raum provoziert Empfindungen, unterschiedliche Wahrnehmungen, die der Körper aufnimmt. Das Betreten eines monumental hohen Raums ist anders als das Betreten einer Höhle. Jedes Detail eines Raumes spielt also eine Rolle. Es geht um Leistung, vor allem aber um Wohlbefinden«, beschreiben Gonzalez und Haase.
Darüber hinaus spielt die Reflexion des Lichts in den Räumlichkeiten des Studios eine bedeutende Rolle. So wurde etwa an den Enden der Ost-West-Achse jeweils eine runde, mattierte Edelstahlscheibe angebracht, wodurch weiches Licht widergespiegelt wird. Zusätzlich wurde die Decke der vier Meter hohen Räume mit einer dünnen, metallisch glänzenden Isolierschicht verkleidet, welche das Licht im gesamten Raum verteilt. Zu guter Letzt wurden zwei unterschiedliche Grautöne an den Wänden eingesetzt, wobei der glänzende Anstrich auf der unteren Hälfte die Bewegungen der BesucherInnen sanft nachzeichnet, während die matte Farbe der oberen Hälfte das Licht zerstreut.
»Die Wirkung, die Räume und Orte wie Kirchen oder Museen auf uns haben, beeinflusst unsere Wahrnehmung und Gefühle auch auf einer körperlichen Ebene«, erklärt das Architekturduo. Mit diesem Bewusstsein im Hinterkopf wurde jedes noch so kleine Detail auf das Wohlbefinden der BesucherInnen des Studios abgestimmt. Proportionen, Lichtführung oder auch Formensprache, alles ist im Dienste von Körper und Seele gestaltet: »Wir wollten eine essenzielle Beziehung zwischen Körper und Raum kreieren«, so Gonzalez und Haase.
Besonders deutlich wird die Umsetzung dieser Idee bei der Betrachtung des eingesetzten Materials. Laut den Architekten stand die sinnliche und haptische Erfahrung des Ortes bei der Gestaltung im Fokus, weshalb die natürlichen Materialien wie Granit, Vollholz und Leinen in ihrer Färbung und Oberfläche unverändert blieben. Gleichzeitig bieten sie einen spannungsreichen Kontrast zu den verglasten Fronten und Details aus Edelstahl. Auch die eigens angefertigten Möbel und Sportgeräte gliedern sich organisch in dieses Wechselspiel ein und bilden eine Fusion aus Innenarchitektur und Funktionalität. [LM]