IWA Sake Brauerei in Japan


Kengo Kumas Prestigeprojekt

Bilder: Nao Tsuda

Die unmittelbar neben der Stadt Tateyama gelegene Brauerei (japanisch: kura) zeichnet sich nicht nur durch die neuartige Produktionsweise von Sake aus, sondern auch durch ihre Gestaltung, welche traditionelle und zeitgenössische Elemente miteinander vereint.

Als Richard Geoffroy 2019 nach 28 Jahren von seiner Position als Chef de Cave beim französischen Champagnerhersteller Dom Pérignon zurücktrat, begann er sich intensiv mit den Traditionen und Herstellungsprozessen rund um den japanischen Sake auseinanderzusetzen. Folglich gründete er wenig später seine eigene Marke – IWA Sake –, der er durch verschiedene Mischtechniken und Flaschenreifungen ein Alleinstellungsmerkmal verlieh.

Mit der Konstruktion der dazugehörigen kura, die im Oktober 2021 eröffnet wurde, wurde der renommiere japanische Architekt Kengo Kuma beauftragt. Dieser nahm dabei nicht nur die Rolle eines ausführenden Baumeisters ein, sondern war auch wesentlich an der Entwicklung der Marke beteiligt. Kuma war es auch der Richard Geoffroy einem weiteren unschätzbaren Förderer des Projekts vorstellte: Ryuichiro Masuda, CEO von Masudashuzo, einem Sake-Unternehmen in Familienbesitz, das 1893 gegründet wurde. Seine Heimatregion Toyama wurde IWAs Heimatstadt und der Ort, an dem Kuma seine erste kura umsetzen konnte. Dies zu tun gilt tatsächlich als eine seltene Gelegenheit, selbst für einen japanischen Architekten von Kumas Format. 

Inspiriert von den umliegenden landwirtschaftlichen Wohnhäusern entstand ein Gebäude, welches in seiner Formensprache simpel bleibt und durch das ausladende Dach dennoch als Blickfang inmitten der großflächigen Reisfelder fungiert. Damit nimmt Kuma Bezug auf die Architektur der Edo-Zeit, welche sich durch auffällige Dachprofile auszeichnet. Beeinflusst von der Praxis, Sake im eigenen Zuhause herzustellen, wurde die Brauerei nicht nur als Fabrik, sondern auch als Ort der Gemeinschaft gedacht – mit genug Platz für Braukunst und Zusammenkunft. Beispielhaft dafür ist auch der zentral gelegene Herd, ebenfalls übernommen von traditionellen Wohnhäusern, welcher ein Gefühl von Wärme und Gemeinschaft in den modernen Bau bringt. Als Materialien wurden unter anderem regionales Zedernholz für die Dachverkleidung, Lederriemen am Geländer und Wandverkleidungen aus Washi-Papier eingesetzt, um die Verbindung zwischen Tradition, Landschaft und Architektur zu zelebrieren. 

Kengo Kuma ist allerdings nicht der einzige renommierte Name, der an diesem besonderen Projekt beteiligt war: Designer Marc Newson schuf die von traditionellen Sake-Gefäßen inspirierte Form der Flasche und versah sie mit einem unkonventionellen dunklen, samtigen Glanz, der dafür sorgt, dass die Flüssigkeit beim Eingießen wie Licht aus einem tiefen Schatten hervortritt. Durchbrochen wird die Stille des Objektes durch das gezeichnete, als dünne Schicht aus weißem Glas aufgetragene Logo, entworfen von Kalligraphin Mariko Kinoshita in Zusammenarbeit mit dem Designer Hideki Nakajima. [LM]