Ruheraum

Villa N von Architektin und Gestalterin Katja Pargger

Villa N in Paris by architect and interior designer Katja Pargger with modern and contemporary artworks by Clément Borderie, Ciprian Tocu, Xolo Cuintle, Zuzanna Czebatul
Alle Bilder: © Clement Vayssieres

Text Dzenana MUJADZIC

Mit ihrem jüngsten Projekt »Villa N« zeigt Architektin und Gestalterin Katja Pargger ein feines Gespür für Materialität, Handwerk und Raumdramaturgie. Die kürzlich fertiggestellte Privatresidenz im Pariser Umland besticht durch zurückhaltende Eingriffe in die bestehende Bausubstanz, subtile historische Bezüge ohne nostalgische Rückschau — und eine pointierte Raumwirkung, wie sie nur präzise platzierte Kunst zu evozieren vermag.

Villa N in Paris by architect and interior designer Katja Pargger with modern and contemporary artworks by Clément Borderie, Ciprian Tocu, Xolo Cuintle, Zuzanna Czebatul

Chapter  Welche Rolle spielen zeitlose Eleganz und architektonische Beständigkeit in deinem Projekt Villa N, und wie definierst du diese Begriffe persönlich?

Katja Pargger  Zeitlose Eleganz bedeutet für mich, gestalterische Klarheit und Reduktion mit einem feinen Gespür für Materialien und Proportionen zu verbinden. Bei der Villa N  wollte ich bewusst auf modische Gesten verzichten und stattdessen ein Gleichgewicht schaffen zwischen der klassischen Substanz des Hauses und einem modernen, fast stillen Innenleben. Architektonische Beständigkeit zeigt sich für mich in einem Raum, der auch in Jahrzehnten noch Relevanz und Würde ausstrahlt — nicht durch Lautstärke, sondern durch Haltung. Die hohen Decken und die klassizistische Fassade habe ich ganz bewusst erhalten, aber neu interpretiert — mit Mineralputz und Glas, das den Garten zum ständigen Begleiter macht.

 Villa N in Paris by architect and interior designer Katja Pargger with modern and contemporary artworks by Clément Borderie, Ciprian Tocu, Xolo Cuintle, Zuzanna Czebatul

Chapter  Die Gestaltung weist zahlreiche historische Bezüge sowie Einflüsse aus der Kunst- und Designgeschichte auf. Gibt es eine architektonische oder gestalterische Tradition, die deine kreative Arbeit nachhaltig prägt?

Katja Pargger  Ich fühle mich tief mit dem Geist der amerikanischen Moderne verbunden, insbesondere mit der Architektur von Rudolph Schindler. Diese Art, Funktionalität mit technischer und ästhetischer Präzision zu verbinden, hat mich immer inspiriert. Gleichzeitig finde ich auch im Design, das handwerkliche Detailverliebtheit mit einbezieht — wie sie etwa in der Wiener Werkstätte oder im Art Déco zu finden ist — prägende Einflüsse. In der Villa N  wollte ich diesen Dialog zwischen der Klarheit der amerikanischen Moderne und den Ornamenten der Wiener Werkstätte erlebbar machen — mit einer Referenz an die Geschichte, aber ohne nostalgischen Rückblick. Diese Verschmelzung kultureller Einflüsse verleiht der Architektur eine zeitlose Relevanz, die gleichzeitig in der Gegenwart verankert ist.

Villa N in Paris by architect and interior designer Katja Pargger with modern and contemporary artworks by Clément Borderie, Ciprian Tocu, Xolo Cuintle, Zuzanna Czebatul Villa N in Paris by architect and interior designer Katja Pargger with modern and contemporary artworks by Clément Borderie, Ciprian Tocu, Xolo Cuintle, Zuzanna Czebatul

Chapter  Neben seiner beeindruckenden visuellen Wirkung, welche konzeptionelle Idee steckt hinter dem kreisförmig gestalteten Sofa und welche Rolle spielt diese in der Raumgestaltung?

Katja Pargger  Die beiden halbrunden Sofas sind für mich mehr als nur Möbelstücke — sie definieren einen Ort der Begegnung, der Intimität, fast wie ein Conversation Pit, aber neu gedacht. Ihre Form lädt dazu ein, sich einander zuzuwenden, den Raum gemeinsam zu nutzen und ihn sich anzueignen, ohne ihn zu dominieren. In einem so großzügigen Wohnzimmer wie dem der Villa N  schafft das Sofa einen inneren Ruhepol, ein Zentrum. Es ist auch ein spielerischer Moment, der mit dem sehr klaren Grundriss kontrastiert — ein kleiner Twist im Großen und Ganzen.

Villa N in Paris by architect and interior designer Katja Pargger with modern and contemporary artworks by Clément Borderie, Ciprian Tocu, Xolo Cuintle, Zuzanna Czebatul

Chapter  Das Gebäude beherbergt zahlreiche Werke zeitgenössischer Kunstschaffender. Nach welchen Kriterien wurden sie ausgewählt, und welche Synergien ergeben sich zwischen ihnen und deiner gestalterischen Vision?

Katja Pargger  Ich sehe Kunst nicht als Dekoration, sondern als aktiven Teil der Raumwirkung. Die Auswahl der Werke war sehr intuitiv, aber nie beliebig — ich habe nach Positionen gesucht, die eine gewisse Unabhängigkeit ausstrahlen und Spannung erzeugen können. Arbeiten von Clément Borderie oder Ciprian Tocu, ebenso wie die Skulpturen von Xolo Cuintle oder der Wandteppich von Zuzanna Czebatul, bringen etwas Eigenwilliges ins Haus — sie sind autonome Stimmen in einem orchestrierten Raum. Im Gegensatz dazu finden sich auch Werke von weniger bekannten, teils längst verstorbenen Designern und Künstlern, die mit ihrer Patina und ihrem gelebten Leben eine besondere Präsenz entfalten. Diese Mischung schafft eine stille Kommunikation zwischen dem Neuen und dem Alten. Synergien entstehen dort, wo bewusst Lücken gelassen werden — Umberto Ecos Idee des offenen Kunstwerks war ein inspirierender Gedanke, den ich in meiner Arbeit aufgegriffen habe.

 Villa N in Paris by architect and interior designer Katja Pargger with modern and contemporary artworks by Clément Borderie, Ciprian Tocu, Xolo Cuintle, Zuzanna Czebatul Villa N in Paris by architect and interior designer Katja Pargger with modern and contemporary artworks by Clément Borderie, Ciprian Tocu, Xolo Cuintle, Zuzanna Czebatul

ARTIKEL ERSTMALS VERÖFFENTLICHT IN CHAPTER №XII »SIMPLICITY« – SOMMER 2025

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