Design als Denkraum

Neue Ausstellung: Helmut Lang. Séance de Travail 1986–2005

Installation view Helmut Lang. Séance de Travail 1986–2005 at MAK Vienna
MAK Ausstellungsansicht: © kunst-dokumentation.com/MAK

Mit der Ausstellung »Helmut Lang. Séance de Travail 1986–2005 / Excerpts from the MAK Helmut Lang Archive« präsentiert das MAK – Museum für angewandte Kunst Wien eine der umfangreichsten Auseinandersetzungen mit dem Werk des österreichischen Designers Helmut Lang. Die Ausstellung, die vom 10. Dezember 2025 bis 3. Mai 2026 gezeigt wird, geht weit über eine klassische Modeschau hinaus: Sie legt den Fokus auf Langs konzeptionelle Strategien, seine interdisziplinäre Arbeitsweise und seine Rolle als Visionär zwischen Mode, Design und Kunst.

Kuratorin Marlies Wirth (MAK – Sammlung Design) hat gemeinsam mit Lilli Hollein (General Direktorin des MAK) ein Ausstellungskonzept entwickelt, das die Kategorie »Mode« aufbricht und stattdessen Langs Arbeit als prozessuales Entwerfen von Identität, Strategie und visueller Sprache begreift. Der Titel »Séance de Travail« – »Arbeitssitzung« – ist dabei nicht nur historischer Verweis auf Langs eigene Showformate der 1990er-Jahre, sondern zugleich Programm: Ein Labor, in dem Produktion, Werbung, Markenentwicklung, Raumgestaltung und Publikumserfahrung als zusammenhängende Gestaltungsfelder verstanden werden.

Installation view Helmut Lang. Séance de Travail 1986–2005 at MAK Vienna
MAK Ausstellungsansicht: © kunst-dokumentation.com/MAK

Ein zentrales Element der Ausstellung ist das MAK Helmut Lang Archiv, das Lang 2011 dem Museum als Schenkung übergeben hat und das heute als das größte und einzige öffentliche Archiv seiner Art weltweit gilt. Es umfasst mehr als 10.000 Datensätze, darunter nicht nur ausgewählte Kleidungsstücke, sondern auch Prototypen, Lookbooks, Werbekampagnen, Fotografien, Polaroids, Produktionsproben, Backstage-Materialien sowie interne Dokumente. Diese Vielfalt macht sichtbar, wie Lang Mode nicht als isoliertes Produkt, sondern als interdisziplinären Entwurf begriff, in dem Schnitt, Material, Kommunikation, Raum und Marke stets Teil eines zusammenhängenden Systems waren.

Installation view Helmut Lang. Séance de Travail 1986–2005 at MAK Vienna
MAK Ausstellungsansicht: © kunst-dokumentation.com/MAK
Installation view Helmut Lang. Séance de Travail 1986–2005 at MAK Vienna
MAK Ausstellungsansicht: © kunst-dokumentation.com/MAK

Diesem Gedankenansatz folgend verzichtet die Ausstellung bewusst auf eine chronologisch geordnete Retrospektive. Stattdessen ordnet sie das Material nach thematischen Feldern, die Langs Arbeitsweise als konstruktive, analytische und experimentelle Praxis lesbar machen. Großer Wert wird dabei auf Mixed-Media-Installationen und ortsspezifische Präsentationen gelegt: Skulpturale Displays, Rekonstruktionen von Shop-Architekturen und Visualisierungsflächen erzeugen eine räumliche Erfahrung, die Helmut Langs Gesamtkonzeption von Design – von der Modekollektion über Ladenarchitektur bis zur Markenkommunikation – nachvollziehbar macht.

Installation view Helmut Lang. Séance de Travail 1986–2005 at MAK Vienna
MAK Ausstellungsansicht: © kunst-dokumentation.com/MAK

Helmut Lang (*1956 in Wien), der ab 1986 international wirkte und Ende der 1990er-Jahre zu einem der wichtigsten Vertreter des minimalistischen, analytischen Designs wurde, zog sich 2005 aus der Modebranche zurück, um sich ganz der bildenden Kunst zu widmen. Auch dieser Wechsel wird in der Ausstellung mitgedacht: Langs heutige künstlerische Praxis, die sich aus dem Denken seiner früheren Arbeit speist, zeigt ihn als Gestalter, der Form, Material und Identität über disziplinäre Grenzen hinweg versteht und weiterformt.

Cab sign in New York City from the exhibition Helmut Lang. Séance de Travail 1986–2005 at MAK Vienna
Helmut Lang, New York City Taxi Top, Werbung, 1998–2004. MAK Helmut Lang Archiv, LNI 649. Foto: MAK/Christian Mendez.

Seine Kollektionen basieren auf Reduktion, funktionaler Klarheit und einem bewussten Umgang mit Material und Körper, wobei Kleidung stets als Teil eines umfassenden gestalterischen Zusammenhangs verstanden wird. All dies prägt auch die Präsentation im MAK, in der Mode als angewandte gestalterische Praxis zwischen Design, Kommunikation und kultureller Analyse erscheint und die anhaltende Relevanz von Langs Arbeit unterstreicht.

Advertorial in New York City from the exhibition Helmut Lang. Séance de Travail 1986–2005 at MAK Vienna
Helmut Lang, Probedruck der Helmut Lang Barneys New York Fassadenwerbung, Helmut Lang Collection Hommes Femmes Séance de Travail # Été 97, Fotografie von Elfie Semotan (1997). MAK Helmut Lang Archiv. Courtesy of hl-art.
Clothing tag from the exhibition Helmut Lang. Séance de Travail 1986–2005 at MAK Vienna
Helmut Lang, Probedruck einer Werbeanzeige für die Zeitschrift National Geographic, Helmut Lang Collection Hommes Femmes Séance de Travail # Hiver 02/03 (2002). MAK Helmut Lang Archiv, LNI 1778-4-22. Courtesy of hl-art.

»Helmut Lang. Séance de Travail 1986–2005« macht sichtbar, wie ein Designer seine eigenen Entwurfskategorien kontinuierlich neu bestimmt und wie seine Arbeitsweise bis heute in Mode, Kommunikation und Kunst nachwirkt: Mode wird hier nicht auf Form und Oberfläche reduziert, sondern als kulturelles Gut verstanden. [Red.]

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