Design und Kultur

Highlights des 3daysofdesign Festivals 2025 Pt. 2

Das diesjährige 3daysofdesign – das Designfestival, das Kopenhagen jeden Juni in ein internationales Zentrum für zeitgenössisches Gestalten verwandelt – stand unter dem Motto »Keep it Real«. Im Fokus: Authentizität, Handwerk und echte Begegnungen. Damit wurde die dänische Hauptstadt einmal mehr zur Impulsgeberin für eine reflektierte, zukunftsorientierte Designkultur. Im zweiten Teil unseres Rückblicks stellen wir wieder einige der spannendsten Highlights des Festivals vor – poetische Installationen, handwerkliche Meisterwerke und kreative Kollaborationen, die den Geist von »Keep it Real« auf ganz unterschiedliche Weise zum Ausdruck brachten.

Charlotte Taylor – Home from Home

Home from Home ist eine intuitive Auseinandersetzung mit dem Innenleben des Wohnens – und damit, wie unsere Räume die vielschichtigen Gegensätze des Alltags widerspiegeln. Die Installation erforscht, wie Zeit, Licht und Impulse unsere Umgebung prägen und dabei eine Choreografie aus Bewegung, Stimmung und Bedeutung entstehen lassen. Gegenstände sammeln sich dort, wo das Licht sie einlädt – arrangiert durch spontane Gesten und gelebte Gewohnheiten.

Chapter, Home from Home, Charlotte Taylor, 3daysofdesign

Chapter, Home from Home, Charlotte Taylor, 3daysofdesign
Image: Stefania Zanetti

Der Raum ist erfüllt von Dualitäten: Ruhe und Aktivität, Rückzug und Verbindung, Klarheit und Unschärfe. Home from Home lädt dazu ein, in diesem Spannungsfeld zwischen Stillstand und Wandel zu verweilen – und zu reflektieren, wie wir leben. In der Noura Residency in Kopenhagen schuf die Londoner Designerin Charlotte Taylor eine bewohnbare Installation in einem der beiden mietbaren Apartments in der Sankt Peders Stræde. Dort versammelt sie eine eklektische Auswahl von über 40 etablierten und aufstrebenden Gestalter:innen und Marken.

Tekla – Modern Romance

Mit Modern Romance präsentierte Tekla während der 3daysofdesign eine Installation, die textile Handwerkskunst, Alltagspoetik und historische Referenzen miteinander verknüpft. Innerhalb des barocken Charlottenborg Palastes inszenierte das in Kopenhagen gegründete Label eine neue Kollektion, die zarte Rüschen und Broderie Anglaise aufgreift – eine Sticktechnik, die zwar „englische Stickerei“ genannt wird, jedoch ihren Ursprung im 16. Jahrhundert in Osteuropa hat. Im 19. Jahrhundert wurde sie durch französische Händler in England populär und fand ihren Weg in Bettwäsche, Nachtkleidung und Kinderbekleidung.

Tekla Showroom at the 3daysofdesign in Copenhagen
Tekla Showroom at the 3daysofdesign in Copenhagen

Für Tekla begann die Kollektion als eine Art Forschungsprojekt und wurde zu einer subtilen Hommage an die Vielfalt dieser Technik. Dass die Präsentation in Kopenhagen stattfand, ist kein Zufall: Die lokale Community ist seit jeher ein prägender Teil der Markenidentität. Mit der Teilnahme an 3daysofdesign, so Mitbegründer Kristoffer Juhl, wolle man nicht nur das eigene dänische Erbe feiern, sondern auch Kopenhagen als kreativen Knotenpunkt mit internationaler Ausstrahlung.

Royal Copenhagen – Still Making Waves

Royal Copenhagen präsentierte die Ausstellung Still Making Waves in seinem historischen Flagship-Store – eine Hommage an 250 Jahre Handwerkskunst, Tradition und Innovation. Unter der kreativen Leitung von Jasper Toron Nielsen wurde die Geschichte der Porzellanmanufaktur neu interpretiert: von den ikonischen drei blauen Wellen, die seit 1775 jede Kreation zieren und die dänischen Gewässer symbolisieren, bis hin zu zeitgenössischen Interior-Objekten, die das Handwerk in die Gegenwart holen.

Royal Copenhagen Still making Waves exhibition at the 3daysofdesign in Copenhagen
Royal Copenhagen Still making Waves exhibition at the 3daysofdesign in Copenhagen

Die Ausstellung zeigte, wie traditionelle Techniken – etwa das kunstvolle Bemalen der klassischen Blue Fluted Plain-Kollektion oder die filigrane Herstellung der Flora Danica-Serie – über Jahrhunderte bewahrt und zugleich durch neue Impulse weiterentwickelt wurden. Im Mittelpunkt standen dabei nicht nur das Porzellan selbst, sondern vor allem die Menschen dahinter: die Kunsthandwerker:innen, deren Wissen und Hingabe Royal Copenhagen bis heute prägen.

Apollo Bar x Lobmeyr

Wo Tradition und Handwerk großgeschrieben werden, darf auch Lobmeyr nicht fehlen: Der dänische Koch Frederik Bille Brahe entdeckte die Ballerina-Serie des traditionsreichen Wiener Familienunternehmens Lobmeyr zufällig in einem Pariser Restaurant – und verwendet sie seither in seiner Apollo Bar in Kopenhagen. Aus dieser Begegnung entstand später eine gemeinsame Pop-up-Kollaboration: ein Zusammenkommen gleichgesinnter formverliebter Feinschmercker:innen – nun auch während der diesjährigen 3daysofdesign.

Seit 1823 steht das Wiener Familienunternehmen Lobmeyr für feinste, mundgeblasene Glaskunst. Die hauchdünnen Gläser – mit nur 0,7 bis 1,1 mm Wandstärke – entstehen in hölzernen Formen, deren Dampf das Glas vor direktem Kontakt schützt und so für eine besonders glatte Oberfläche sorgt. Das Trinkservice Nr. 4 von 1856 gilt als Vorläufer des modernen Weinglases und inspirierte später Josef Hoffmanns Patrician-Serie von 1917. [DM]

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