In Los Angeles passiert es oft genug, dass sogar von namhaften Architekt:innen entworfene Häuser der gnadenlos fortschreitenden Stadtentwicklung weichen müssen oder planlos dilettantischen Sanierungsarbeiten zum Opfer fallen – das vermeintlich verlorene »Lord House« von Richard Neutra konnte diesem Schicksal entgehen, dank der feinfühligen Renovierung durch spatial practice Los Angeles / Hongkong.
1961 beauftragte der erfolgreiche Fernsehautor und Komponist Stephen Lord (»CHiPs«, »Fantasy Island«, »Johnny Ringo« etc.) den modernistischen Architekten Richard Neutra mit dem Entwurf eines Hauses auf einem 2461 Quadratmeter großen, vorgelagerten Grundstück mit Blick auf die Santa Monica Mountains, die das San Fernando Valley und darüber hinaus überragen. Das Grundstück befindet sich in Los Angeles, abseits des Mulholland Drive am Ende einer Privatstraße. Auf der Spitze eines Bergrückens gelegen, bietet das »verlorene« Lord House Abgeschiedenheit und Privatsphäre.
Vor ein paar Jahren gelangte das vermeintlich vergessene Haus dann in den Besitz des Ehepaares Dora Chi und Erik Amir von spatial practice Los Angeles / Hongkong – eine kollaborative Partnerschaft für Architektur und Kunstinstallationen. Die Bauarbeiten dauerten zwei Jahre und setzten den Anspruch die gegebene Formensprache durchgehend und mit maximalem Verständnis für den Ursprungsgedanken zu erhalten.
In diesem Sinn sollte der Anbau an das bestehende Haus die berühmte Handschrift Neutras fortführen, aber dennoch eine eigene architektonische Identität vorweisen. Während das Haupthaus aus einer Reihe schwebender Flächen besteht, ist der Anbau die Umkehrung davon – zwei abstrakte Volumen, die durch ein schwebendes Vordach verbunden sind, das um eine bestehende hohe Zypresse gebaut wurde. Das Wohnzimmer mit seinen raumhohen Fenstern und den Glasschiebetüren ist dem Tal im Norden zugewandt und lässt den Übergang zwischen drinnen und draußen fließend erscheinen. Der kontrastreiche, schwere und dennoch schwebende Kamin von Neutra befindet sich in der Mitte zwischen dem offenen Wohn- und Esszimmer.
Durch die großflächige Verglasung und eine Reihe von Lichtschächten, die im ganzen Haus verteilt sind, wird das Haus von natürlichem Licht durchflutet. Die neue offene Küche aus Weißeiche nutzt die vorhandenen Öffnungen und gibt den Blick auf die Eingangsterrasse und die Santa Monica Mountains frei. Die neuen modernen Bäder sind minimalistisch und zeitlos gestaltet, mit reinen und geometrischen Formen, die durch warme, schwimmende Travertin-Waschtische zum Ausdruck kommen.
Die lockeren Kurven der Landschaft und des Pools ziehen sich durch das orthogonale Design des Hauses und des Anbaus und schaffen gefühlt verschiedene Gärten. Felsen und Steine, die strategisch in den Gärten platziert wurden, sorgen für eine gewisse Ruhe. Eine große Eingangsterrasse durchdringt das Haus und leitet die Besucher:innen unter einem tief hängenden, rechteckigen Vordach über eine Brücke und ein Reflexionsbecken, vorbei an einer Japanischen Schwarzkiefer zur Eingangstür. [Red.]