Zwischen den Leoganger Steinbergen und den Kitzbüheler Alpen liegt das Fünf-Sterne »Naturhotel« Forsthofgut. Das Haus geht auf einen Forstbetrieb zurück und befindet sich seit 1617 im Besitz der Familie Schmuck. Heute bewahrt es seine Geschichte und übersetzt sie zugleich in die Gegenwart: Im Mittelpunkt steht die Idee des bewussten Erlebens – Architektur, Natur, Kulinarik und Gastfreundschaft greifen ineinander und verleihen dem Aufenthalt einen eigenen Rhythmus.
Was heute als weitläufiges, luxuriöses Refugium erscheint, begann mit einem unscheinbaren Schritt: 1960 wurden im Forsthofgut erstmals zwei Zimmer an Urlaubsgäste vermietet – an der noch heute aktuellen Adresse Hütten Nr. 2, einem der ältesten Häuser der Ortschaft Leogang. Aus diesem Beginn entwickelte sich über die Jahrzehnte ein Ensemble, das stetig gewachsen ist und weiterentwickelt wurde, ohne seine ursprüngliche Philosophie zu verlieren: Bis heute geht es im Forsthofgut darum, innezuhalten und Natur, Architektur und Gastfreundschaft in Einklang zu erleben.
Die Hausnummer – Hütten Nr. 2 – zeugt davon: Das Forsthofgut war eines der ersten Häuser im Leoganger Ortsteil Hütten. Die ersten Urlaubsgäste konnten ab 1960 im Forsthofgut übernachten.
Der Naturbadeteich bildet das Zentrum des Fünf-Sterne-Hauses und einen stillen Fixpunkt, um den sich das Leben im Forsthofgut entfaltet. Sein Anblick ruft literarische Erinnerungen an Henry David Thoreau wach, der in »Walden, or Life in the Woods« (1854) beschrieb, wie er in einer einfachen Hütte am Walden Pond lebte, um bewusst und im Einklang mit der Natur zu existieren: »I went to the woods because I wished to live deliberately.«
Dieser Gedanke eines bewussten Lebens in Einklang mit Natur und Geist hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren – und er hallt im Forsthofgut deutlich wider. Das Haus greift diesen Wunsch nach innerer Einkehr und Achtsamkeit auf und übersetzt ihn in eine zeitgemäße Form von Gastlichkeit und Rückzug, stets im Dialog mit seiner Umgebung.
Das Wellness- & Familienhotel Forsthofgut umfasst heute 109 Zimmer und Suiten, gestaltet mit natürlichen Materialien und einer klaren zeitgenössischen Formensprache. Diese Verwurzelung in Natur und Geschichte zeigt sich auch im übergreifenden gestalterischen Anspruch des Hauses, der weit über den harmonischen Zusammenschluss traditionsreicher und moderner Architekturstile hinausgeht. Materialien, Handwerk und die Dramaturgie der Räume werden mit großer Sorgfalt gewählt: Holz, Stein, Glas und Textilien treten in einen lebendigen Dialog mit der umgebenden Landschaft. Die Ausstattung zeigt stets Liebe zum Detail, einige der hochwertigen Designmöbel stammen beispielsweise von der renommierten Möbelmanufaktur Wittmann.
Das holistisch ausgelegte Konzept des waldSPA umfasst modernste Longevity-Angebote genauso wie individuell abgestimmte Regenerations- und Präventionsprogramme, begleitet von innovativen Treatments für Vitalität und Balance. Ergänzt wird es durch klassische Wohlfühlrituale wie Massagen, Saunen, Dampfbäder und Ruhezonen, die stets den Blick auf die Natur freigeben und das Zusammenspiel von Körper, Geist und Umgebung spürbar machen.
Die Vielfalt an kulinarischen Erlebnissen reicht vom japanischen Restaurant Mizumi mit Sushimeister in der offenen Showküche über Fine Dining im Silva bis hin zur traditionell geprägten Küche im 1617. Dazu kommen experimentelle Cocktails an der Hotelbar Botanist, gestaltet im Stil einer Apotheke des 20. Jahrhunderts, sowie im weinWALD, wo Gäste unter Anleitung von Sommelières eine große Vielfalt internationaler Weine entdecken und verkosten können.
Die Vielschichtigkeit des Forsthofguts zeigt sich besonders eindrucksvoll auch in der Kunst, die es beherbergt. Werke bedeutender Künstler:innen wie Erwin Wurm, Martha Jungwirth, Anselm Kiefer, Georg Baselitz, Marc Brandenburg, Gregor Hildebrandt, Mary Ramsden, Sylvie Fleury oder Stephan Balkenhol sind hier nicht als dekoratives Beiwerk gedacht, sondern als künstlerische Impulse. Ein herausragendes Beispiel ist Martha Jungwirths expressive Malerei, die zwischen Abstraktion und Figuration vibriert und im Dialog mit den alpinen Räumen eine unerwartete Resonanz entfaltet.
Martha Jungwirth, »Ohne Titel«, 2022
Öl auf Papier und Leinwand
Mit dem Werk »Ohne Titel« aus der Serie »Francisco de Goya, Stillleben mit Rippen und Lammkopf« (2022) greift Jungwirth das gleichnamige Werk des spanischen Künstlers auf und interpretiert es neu. Sie spiegelt die Form des Lammkopfes und der zerlegten Rippen, die Goyas Stillleben ausmachen. Das Werk wurde im Guggenheim Museum Bilbao ausgestellt.
Die Intention, Gäste Teil eines kulturellen Diskurses werden zu lassen, zeigt sich auch in der beinahe selbstverständlichen Begegnung mit Gegenwartskunst. Gleich beim Eintreten stößt man auf Erwin Wurms monumentale Skulptur Big Suit (2010/2016) – ein überdimensionaler, leerer Anzug, der ohne Körper auskommt. Ein Kleidungsstück, das normalerweise eng mit dem Menschen verbunden ist, erscheint hier als riesige, beinahe formlose Hülle im Raum. Gerade in dieser Abwesenheit liegt die Kraft: Fragen nach Identität, Macht und Präsenz werden aufgeworfen. Die Darstellung des kopflosen Anzugträgers ist dabei charakteristisch für Wurms fortdauernde Auseinandersetzung mit dem Skulpturenbegriff und seinem Blick auf die Gesellschaft.
Erwin Wurm, »Big Suit«, 2010/16
Aluminium, paint
Erwin Wurm, »Respect«, 2020
Portoro Marble
Die Skulptur »Respect« (2020) aus einer der jüngsten Werkserien von Wurm zeigt eine aus poliertem Marmor angefertigte überdimensionierte Wurst, die in ihrer Form beinahe an antike Statuen denken lässt. Neben den beiden Skulpturen sind auch zwei Fotografien im Workation Room ausgestellt, die von der Salzburger Galerie Thaddaeus Ropac als Leihgabe zur Verfügung gestellt wurden.
Das Gespräch über Kunst setzt sich fort – in persönlichen Begegnungen mit Künstler:innen, im Podcast »waldGEFLÜSTER« oder bei regelmäßig stattfindenden Art Talks. Dabei treten Künstler:innen, Galerist:innen und Kunsthistoriker:innen wie Jan Wentrup, Thaddaeus Ropac, Helmut Friedel oder Cornelia Stender in den Austausch mit den Gästen. So wird das Hotel nicht nur zur Bühne für zeitgenössische Kunst, sondern auch zu einem Forum, in dem ihre gesellschaftliche Relevanz diskutiert wird. Dass all dies in einem Haus geschieht, das auf 400 Jahre Geschichte zurückblickt, macht die Erfahrung umso besonderer.
Anselm Kiefer, »Alkahest«, 2011
Emulsion, acrylic, oil, shellac and object on canvas
Die Werkserie »Alkahest« besteht aus einer Reihe monumentaler Leinwände, Skulpturen und übermalten Fotografien. Alkahest ist ein Kunstwort, das in der Alchemie verwendet wurde und eine Lösung bezeichnet, nach deren Rezeptur die Alchemisten suchten: mittels dieser Lösung ließe sich jeder Stoff auflösen bzw. in seine Elemente zerlegen. Das Gebirge und Gestein wird in diesem Werk im Aufeinandertreffen mit Wasser durch Erosion „aufgelöst“ – Sedimente verschieben sich und der Berg wird Stück für Stück abgetragen. Die Flüssigkeit Alkahest, die diesen natürlichen Prozess der Natur, vorwegnehmen bzw. beschleunigen könnte, befindet sich in einem Glas, das in der Bildmitte befestigt ist. Das Werk weist auf Kiefers tiefes Interesse an der Vergänglichkeit und dem Kreislauf von Schöpfung und Zerstörung hin.
Das Forsthofgut versteht sich als Refugium, in dem Geschichte weitergeführt wird, Kunst zum Alltag gehört und Design stets angenehm subtil präsent ist. Auch Luxus äußert sich hier nicht im Überfluss, sondern in zurückhaltender Präzision und Zeitgenossenschaft. Es ist ein Ort, an dem Natur und Architektur, Kunst und Erholung zusammenfinden, und an dem Gastfreundschaft darin besteht, Anregungen zu geben und Menschen einzubeziehen. [DM]