Die 1970er lassen grüßen: IWC Schaffhausen lässt mit der Ingenieur Automatic 40 ein Stück Designgeschichte wiederaufleben – mit einem zeitgemäßen Ansatz.
Gérald Genta ist ein Genie. Punkt. Der erste Uhrendesigner, der als solcher namentlich aus dem Schatten der Anonymität hervortrat, ist für Ikonen wie die Royal Oak von Audemars Piguet oder die Nautilus von Patek Philippe verantwortlich. Beide in den 1970er-Jahren von Genta entworfen, entwickelten sie sich zu Bestsellern der beiden genannten Manufakturen. Die Modelle trugen zum Aufstieg der Stahluhr in die Sphären des Luxus bei und verhalfen Zeitmessern mit integriertem Stahlband zum Durchbruch. Ihr Design: zeitlos, im besten Wortsinn.
In den 1970er-Jahren beauftragte auch IWC Schaffhausen den Genfer Uhrendesigner mit der Neugestaltung seines Uhrenmodells Ingenieur. Der Zeitmesser, ursprünglich 1955 eingeführt, war mit dem ersten in Schaffhausen entwickelten Automatikwerk und einem Weicheisen-Innengehäuse zum Schutz vor Magnetfeldern ausgestattet. Er markierte einen technischen Meilenstein für das Unternehmen. Mit seiner künstlerischen Handschrift verpasste Genta der Ingenieur eine markante Identität. Seine Ingenieur SL war das Highlight der SL Collection mit Luxusuhren aus Stahl, die IWC 1976 einführte. Das Modell bestach durch mutige ästhetische Codes wie eine verschraubte Lünette mit fünf Vertiefungen, ein einzigartig gemustertes Zifferblatt und ein integriertes Armband mit H-Gliedern. Mit ihrem innovativen, bahnbrechenden Design war die Ingenieur SL ihrer Zeit voraus. Heute ist die Kreation von Gérald Genta ein Sammlerliebling und eines der begehrtesten Modelle aus der Geschichte von IWC.
Die Ingenieur SL von Gérald Genta kam 1976 auf den Markt und bedeutete einen deutlichen Schritt weg von der vorherigen Ingenieur.
Vor diesem Hintergrund war es für viele Aficionados nicht nachvollziehbar, warum IWC 2017 beschloss, der Ingenieur ein neues Gewand, angelehnt an das ursprüngliche Design, zu verpassen. Eine Fehleinschätzung, wie man in Schaffhausen wohl eingesehen hat, die man anlässlich der vor Kurzem zu Ende gegangenen Uhrenmesse Watches & Wonders wieder ausbügelte: Mit der neuen Ingenieur Automatic 40 kehrt die Sportuhr aus Edelstahl mit integriertem Armband in das Portfolio der Marke zurück. Die gestalterischen Grundideen Gentas wurden dabei kaum angerührt. »Wir haben uns von Gérald Gentas Ingenieur SL aus den 1970er-Jahren inspirieren lassen, zugleich aber viel Zeit und Mühe in die Entwicklung eines neuen Automatikmodells investiert«, lässt sich Christoph Grainger-Herr, CEO von IWC Schaffhausen, zitieren.
Mit der neuen Ingenieur Automatic 40 kehrt die Sportuhr aus Edelstahl mit integriertem Armband in das Portfolio der Marke zurück.
Was hat sich geändert? Die Gesamtabmessungen des Gehäuses wurden aktualisiert und optimiert. Zum Beispiel beträgt der Abstand zwischen den Bandanstößen 45,7 Millimeter, was Ergonomie und Tragekomfort entgegenkommt, auch an einem schmalen Handgelenk. Dazu tragen auch die neuen Anstöße mit einem Mittelglied bei. Diese neue Lösung knüpft zwar ästhetisch an die Ingenieur SL an, verbessert aber den guten Sitz am Handgelenk. Der gewölbte Gehäusering tut sein Übriges.
Die gestalterischen Grundideen Gérald Gentas wurden dabei kaum angerührt. Und doch gibt es ein paar subtile Details, die sie vom Original unterscheiden.
Eine der auffälligsten Veränderungen bei dem neuen Modell sind die funktionalen, polygonalen Schrauben auf der Lünette. Bei der Ingenieur SL wurde einfach die Lünette mit fünf Vertiefungen als Ganzes auf den Gehäusering aufgeschraubt. Die Folge: Die Vertiefungen waren bei jeder Uhr an einer anderen Stelle. Bei der Ingenieur Automatic 40 wird die Lünette hingegen mit fünf Schrauben auf dem Gehäusering fixiert. Da die Schrauben nun eine technische Funktion haben, befinden sie sich immer an der gleichen Stelle. Darüber hinaus weist das Zifferblatt eine markante »Grid«-Struktur auf, die ein Gegengewicht zum technischen und skulpturalen Gehäusedesign schafft. Darüber hinaus betont ein neu gestalteter Kronenschutz den sportlichen Charakter der Uhr.
Neben den Stahlversionen präsentierte IWC zudem eine Version in Titan, einem Material, das in der Haute Horlogerie offenbar immer mehr Freunde findet– es ist leicht, widerstandsfähig, aber auch schwer zu bearbeiten.
Im Inneren der Ingenieur Automatic 40 arbeitet das IWC-Manufakturkaliber 32111 mit automatischem Klinkenaufzug und einer Gangreserve von 120 Stunden. In der Tradition der Ingenieur schützt ein Innengehäuse aus Weicheisen das Uhrwerk zuverlässig vor den Auswirkungen von Magnetfeldern auf die Ganggenauigkeit. Zudem ist das Gehäuse bis 10 bar wasserdicht, was die Ingenieur Automatic 40 zudem zu einer robusten Sportuhr macht. [Red.]
Die Zifferblattvariante „Aquis“ der neuen Ingenieur Automatic 40.
Der Messestand von IWC Schaffhausen auf der Watches & Wonders war ganz der Designsprache der 1970er gewidmet. Ein optisches Highlight des Stands war der Mercedes-Benz C 111-III. Dieser Wagen gehörte zu einer Reihe von Versuchsfahrzeugen, die Mercedes-Benz in den 1970er-Jahren zur Erprobung neuer Motoren und Materialien herstellte. Seine Karosserie wurde mit einem konsequenten Fokus auf die Optimierung der Aerodynamik entwickelt und ist ein gutes Beispiel für ein Design nach dem „Form follows Function“-Prinzip.