Text Philipp STADLER | Fotografie Christian KAIN
Der Concorso d’Eleganza an der noblen Villa d’Este am Comer See ist neben seinem Status als ranghöchste Oldtimer-Schönheitskonkurrenz Europas ein essenzieller Meilenstein im Konzernkalender der BMW Group. Denn hier werden jedes Jahr richtungsweisende Konzept Studien präsentiert. Umso größer war die Verwunderung über die Enthüllung eines neuen »alten« Konzeptfahrzeugs, des BMW Garmisch von 1970.
Gründe hierfür gibt es genug, denn der BMW Garmisch verbindet zwei der größten Namen im Automobildesign. Zum einen das legendäre Turiner Studio Bertone, zum anderen deren Stardesigner Marcello Gandini. Schon Anfang der Sechzigerjahre knüpft man bei BMW Geschäftsbeziehungen über die Alpen, um dem schnell gealterten BMW 503 ein neues Kleid zu bestellen. Resultat ist der BMW 3200 CS, mit dessen Design der Hofmeister-Knick als stilprägendes Element bei BMW Einzug hält. Im Jahr 1969 ordert Giuseppe »Nuccio« Bertone den Antriebsstrang eines sportlichen BMW 2002 ti. Die Intention, BMW auf dem Auto Salon von Genf, Ausgabe 1970, mit der Studie eines Coupé zu überraschen. Den Job übernimmt Chefdesigner Marcello Gandini persönlich — und der Plan geht auf. Der Entwurf wird bei BMW mit Begeisterung aufgenommen und viele Designelemente des Garmisch fließen in die erste Generation der neuen Mittelklasse-Limousine »BMW 5er-Reihe«, die ein enormer Erfolg für BMW werden sollte. Leider ist die Konzeptstudie des BMW Garmisch kurz nach dem Genfer Automobilsalon spurlos verschwunden.
Um diesen Meilenstein zu würdigen, dem Einfluss des einzigartigen Marcello Gandini ein Denkmal zu setzen und die Einzelfertigungsqualitäten des Konzerns unter Beweis zu stellen, wurde der Garmisch noch einmal nachgefertigt. Funktionstüchtig versteht sich. So schließt die Studie jene Lücke zwischen dem Ursprung des modernen BMW Designs in der »Neuen Klasse« und den enorm erfolgreichen Siebziger- und Achtzigerjahren. Well done!