Text Bettina Krause | Graphic Design majada daria ramadan
Er gehört zur Meisterklasse des Designs und fast jeder große Gestalter hat sich an einem versucht: Der Stuhl. Form und Materialität drücken dabei das Denken und die Werte des Designers und seiner Zeit so explizit aus, wie kaum ein anderer Alltagsgegenstand. Nur mit wenigen anderen Möbelstücken verbringen wir täglich so viel Zeit, nur wenige andere kommen uns so nah. Vielleicht ist das der Grund, warum einige der erfolgreichsten Stuhlentwürfe zu Sammlerstücken, unvergessenen Klassikern und wahren Legenden wurden, die anmuten, wie skulpturale Kunstwerke.
INNOVATIV, >1900
ROYAL, 1920er
Etwa 75 × 75 × 75 Centimeter misst der legendäre Barcelona Chair, den Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich für den deutschen Pavillon der Weltausstellung 1929 in Barcelona entwarfen. Niemand Geringeres als das spanische Königspaar sollte darauf Platz nehmen.
Zeitgleich zum Barcelona Chair entstand eine weitere Ikone der Moderne: Mart Stams Freischwinger, der erste leicht federnde Stuhl, der ohne Hinterbeine auskam. Zu seiner Zeit revolutionär war sein leichtes Erscheinungsbild, das später von Marcel Breuer perfektioniert wurde.
Gesund, 1930er
Hölzern, 1940er
BEQUEM, 1950er
Das Ehepaar Eames prägte das Möbeldesign des 20. Jahrhunderts wie kein anderes. Für einen ihrer bekanntesten Entwürfe, den Lounge Chair mit Hocker von 1956, ließ sich das Paar von einem Baseball Handschuh inspirieren. Mit seinen großen, weichen Lederpolstern lädt der Lounge Chair geradezu dazu ein sich nach getaner Arbeit gemütlich zurückzulehnen und die Beine hochzulegen. Da die Menschen im Laufe der Jahrzehnte größer wurden, ist auch der Lounge Chair heute eine Nummer größer als zu Eames Zeiten.
Dynamisch, 1960er
Ein Stuhl wie ein S: Verner Pantons Panton Chair ist der erste aus einem Stück Kunststoff gefertigte Stuhl. Bereits in den 1950ern hatte er das Modell aus Holz entwickelt, das 1967 als Vollkunststoff-Variante auf den Markt kam und zum Klassiker der Pop Art avancierte. Wie aus einem Guss erscheint der elegante, skulpturale Freischwinger in diversen Farben. Die an die Körperform angepasste Ikone wurde mit einigen Design-Preisen ausgezeichnet und ist in vielen Museen als Exponat zu bewundern.
Durchsichtig, 1970er
Transparenz, Leichtigkeit und Einfachheit kennzeichnen diesen raffinierten, damals futuristisch erscheinenden Entwurf, der von Stanley Kubricks Film »2001: A Space Odyssey« (1968) inspiriert war. Urheber ist der Designer und Innenarchitekt Shirō Kuramata, der als einer der wichtigsten Industriedesigner Japans gilt. Legendär ist das Design des schlichten, geradlinigen und zeitlosen Glass Chair, dessen Glasscheiben nicht von Schrauben gehalten, sondern nur mit einem damals revolutionären ultravioletten Klebstoff geklebt wurden.
unbequem, 1980er
Fragil, 1990er